Víkingur Ólafsson entfacht mit Opus 109 ein leuchtendes Drama aus Beethoven, Bach und Schubert!

Mit Opus 109 – Beethoven · Bach · Schubert präsentiert Víkingur Ólafsson ein Album, das weit über eine reine Interpretation klassischer Klavierliteratur hinausgeht. Im Zentrum steht Beethovens späte Klaviersonate Nr. 30, Op. 109, die Ólafsson nicht isoliert, sondern eingebettet in ein musikalisches Geflecht aus Bach und Schubert vorstellt. Dadurch entsteht ein spannender Dialog zwischen drei Komponisten, die er nicht als Solitäre, sondern als miteinander verbundenes kulturelles Erbe begreift. Bach liefert den strukturellen Ausgangspunkt, Beethoven den emotionalen Kern, Schubert die poetische Weite – und Ólafsson verwebt diese Perspektiven zu einem schlüssigen Gesamtkonzept.

Was das Album so besonders macht, ist die Mischung aus technischer Brillanz und klanglicher Transparenz. Ólafsson spielt mit einer Leichtigkeit, die nie oberflächlich wirkt, und mit einer Tiefe, die nie schwerfällig wird. In Beethovens Opus 109 gelingt ihm eine bemerkenswerte Balance aus kantiger Entschlossenheit und zarter Innigkeit: Die schnellen Passagen haben etwas Leuchtendes, während die meditativen Variationen am Ende beinahe schwebend wirken. Auch bei Bach und Schubert überzeugt er durch Klarheit, strukturelle Präzision und eine intime, fast kammermusikalische Ausdruckskraft.

Das Album zeigt außerdem Ólafssons Fähigkeit, klassische Musik in einen neuen Kontext zu überführen, ohne sie zu verfremden. Sein Zugang ist zugleich intellektuell und emotional: Er denkt die historischen Bezüge mit, macht sie aber unmittelbar erlebbar, selbst für Hörerinnen und Hörer, die nicht tief in der Materie stecken. Der isländische Pianist beweist damit erneut, dass große Interpretationen nicht laut sein müssen, um nachhaltig zu wirken.

Text: Dennis Kresse

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