Interview mit Vague

Vague aus Österreich könnten das nächste heiße Ding aus der Alpenrepublik werden. Soundchecker.Koeln hat mit Sänger und Gitarrist Simon Dallaserra über die Erwartungshaltung mit dem Debütalbum In the Meantime, welches im April erschien, über die Vielfalt beim Songschreiben und über die österreichische Musikszene an sich gesprochen.

Eure Band heißt Vague. Welche Idee steckt hinter dem Namen?

Vague sollte einerseits einer Lust am Undefinierten, einer Erfahrung eines in ungewisser Schwebe liegenden Moments Ausdruck verleihen, andererseits das Sich-Mitreissen und Treiben-Lassen der Welle in sich tragen – für mich beides zentrale Momente der Musikempfindung. Das französische Wort vague vereint diese Doppelbedeutung. Es gefiel uns sonst aber auch ganz banal als Wort in Bild und Klang.

Wie ist Eure Erwartungshaltung mit eurer Musik?

Wenn damit gemeint ist, was wir uns von der Hörerschaft erwarten, dann würde ich sagen, dasselbe was sich jeder Künstler vom Rezipienten erhofft: bedingungslose Aufmerksamkeit, Empfindsamkeit, Verständnis oder Unverständnis, irgendeine Reaktion oder im besten Fall andauernde Reflexion.

Wie kann man generell sagen, entsteht ein typischer Song von Euch, von der Inspiration bis hin zum fertigen Song?

Es gibt weder ein Rezept, noch einen gängigen Ablauf dafür. Mal entsteht ein Lied so, mal so. Entweder es wird eine Idee gemeinsam musikalisch ausgearbeitet oder es gibt schon einen Satz, ein Gefühl oder eine Perspektive auf ein mögliches Lied, welche angestrebt wird. Manchmal geht das ganz schnell, manchmal dauert es sehr lange. Manchmal geht es mehr von einer Person der Band aus, manchmal wirft jeder ein kleines Teil in den Schlamassel hinein.

Warum sollte man Euch unbedingt live anschauen?

Weil wir recht sympathisch sind und ein gutes Bild auf der Bühne abgeben. Weil uns immer gesagt wird, wie gelassen und entspannt wir doch seien (könnte man live dann eventuell überprüfen). Weil die Musik mal laut, mal leiser ist. Weil mal der eine, mal der andere singt und man überhaupt recht viel betrachten kann. Weil man in unsere Musik ganz gut eintauchen kann und auch Bewegung ermöglicht wird. Weil viele Gitarren wenige Akkorde spielen. Weil der jeweilige Gesang oft nach dem richtigen Wort sucht und es manchmal findet. Weil sanft, aber elektrisch gespielt wird. Weil es einfach bleibt und trotzdem immer mal wieder etwas ausbricht.

Welche drei Dinge sollten Eurer Erfahrung nach auf keinem Fall im Tourgepäck fehlen?

Geldbörse, Zahnbürste, Feuerzeug

Welches Lied hättet ihr gerne selbst geschrieben und warum?
Elliott Smith – Rose Parade

Für mich ist da alles an Leben und der scheiternde Umgang damit darin versammelt: Humorvolle Tragödie, Gesellschaftspanorama, die Absurdität der Existenz und das Zerbrechen an derselben. Alles das versteckt sich in diesem Lied und bricht heraus in vollkommener Unaufgeregtheit und Einfachheit. In trivialen Beobachtungen. Musikalisch ist das schon perfekt arrangiert, da kann man sagen was man will.

Mit wem würdet Ihr gerne mal zusammen ein Stück aufnehmen?

John Cale

Wo seht ihr Euch und Eure Musik in 10 Jahren?

in John Cales Studio

Vervollständigt bitte den folgenden Satz: Musik ist für mich die Welt, weil …

…sie für mich nicht die Welt ist.

Wie beurteilt ihr den Rest der österreichischen Szene, von den Urvätern Ambros, Hirsch über die aktuell angesagten wie Wanda und Bilderbuch bis zu denen die polarisieren wie Andreas Gabalier

Es gibt viel Unsinn und Schwachsinn, viel Mittelmaß und einiges an Größenwahn, wenig mit Qualität und noch weniger mit großer Qualität. Also die Situation ist eh die gleiche wie in jedem Land auf der Welt. Ambros oder Hirsch haben mich nie wirklich interessiert. Eine Zeit lang mochte ich Georg Kreisler wegen dem Humor oder auch Qualtinger natürlich, eine Zeit lang auch Falco und seine ganze Ironie. Aber das Alles war immer mehr so ein schulisches Abarbeiten und die Beschäftigung damit schon sehr inkonsistent und meistens schnell wieder uninteressant. Wanda oder andere Bands mit österreichischem Naturell und Pathos werden sich wohl mehr mit der heimischen Musiktradition beschäftigen. Zu Gabalier kommt mir außer Abscheu gar nichts in den Sinn. Ansonsten gibt es aber auch ziemlich gute und feine Bands/Künstler in Wien und Umgebung.

Seid ihr Sportfans, falls ja, wie beurteilt ihr die Resultate der österreichischen Mannschaft bei der EM/Olympischen Spiele.

Ich bin kein wirklicher Sportfan, hab mir die Fußballspiele aber dann doch gerne angesehen und war schon ein bisschen traurig, dass die österreichische Mannschaft so schnell ausgeschieden ist. Alle waren so motiviert und alles wurde natürlich (weil Österreich)  in die völlige Übertreibung hinein hochgebauscht. Der EM-Titel war ja quasi schon eine ausgemachte Sache. Eh ein bisschen wie bei euch in Deutschland.

Danke für das Interview.

Beim Reeperbahnfestivals kann man Vague auch live sehen.

VAGUE – im Rahmen von Austrian Heartbeats presented by Austrian Music Export & ByteFM

Mi, 21.09. / 20.30h

Häkken, Spielbudenplatz 21-22

https://www.facebook.com/events/161820880913322/

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