
Endlich Kanzler, die endgültige Autobiografie von Friedrich Merz – Fabian Lichter (Autor), Sebastian Maschuw (Autor), Leo Riegel (Illustrator)
Friedrich Merz ist Kanzler. Und wie kommentiert man das literarisch, ohne sofort in gallige Polemik zu verfallen? Man überlässt das den Profis – oder besser gesagt: den Satireprofis, die genau das tun, was nötig ist: eine Biografie als Kabarett-Nummer, ein politisches Daumenkino mit doppelt ironischem Filter.
Was nach ZDF-Fernsehgarten auf LSD klingt, ist in Wahrheit eine virtuose Collage aus Witz, Wut und sehr präziser Beobachtung. Die Autoren – namentlich: Maschuw, Lichter & der Illustrator Leo Riegel nehmen uns mit auf eine Zeitreise durch das Leben des Mannes, den das Sauerland ausgespuckt hat wie einen besonders konservativen Kirschkern. Kindheit, Jugend, erste Liebe (Spoiler: sie mochte ihn nicht), der Durchmarsch durch Kanzleien, Kapitalmärkte und CDU-Kaffeekränzchen – alles wird satirisch seziert, liebevoll entstellt und dennoch erschreckend wahrheitsnah gezeichnet.
Was das Buch leistet: Es schafft das Unmögliche – es erklärt Friedrich Merz, ohne ihn zu verklären. Statt trockener Fakten liefern die Satireprofis Anekdoten mit Bleifüllung: Wenn Merz sich durch das „Artilleriefeuer der ersten Liebe“ kämpft oder „Staatsrecht und Angela Merkel“ in einem Atemzug genannt werden, dann lacht man – und weiß gleichzeitig: Hier wurde mit chirurgischer Schärfe gearbeitet.
Die Sprache? Bissig. Die Illustrationen? Herrlich entgleist. Das Tempo? Hoch. Die Haltung? Zwischen politischen Kopfschütteln und kabarettistischem Kichern. Das Buch ist kein Porträt, sondern eine Demontage mit Stil – und ein Reminder, dass Humor manchmal das letzte Mittel der Aufklärung ist.
Dieses Buch ist das literarische Äquivalent zu einem verschmitzten Seitenhieb bei „Maischberger“ – frech, pointiert und gefährlich nah an der Realität. Für alle, die sich fragen, wie aus dem CDU-Schattenmann der Regierungschef werden konnte, ist dieses Werk Pflichtlektüre. Und für alle anderen: der letzte Beweis, dass Satire eben doch mehr ist als Unterhaltung.
Text: Dennis Kresse
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