
Marianne Faithfull – Negative Capability
Eine der eher die Tiefen als die Höhen sich gezeigt haben, ist Marianne Faithfull. Sie blickt auf Jahre voller vernebelter Erinnerungen erzeugt von Drogensucht und Alkohol zurück. Ihre Affären mit Mick Jagger ist berühmt, genau wie ihre Coverversion von As Time goes by, die einige für die beste Version des Rolling Stones Titels halten. Mit 72 zieht Marianne Faithfull Bilanz und die Verluste, die das Leben so mit sich bringt. Gut, schon in Nummern wie Broken English oder The Ballad of Lucy Jordan zeigte sich die Frau mit der rauen und charismatischen Stimme nicht gerade als Stimmungskanone, aber die Titel auf Negative Capability sorgen für mehr als einen Kloß im Hals.
Geschickt hinterfragt sie die politische Entwicklung und auch der Terror, der mit dem Anschlag auf den Pariser Konzertclub Batanclan auch die Musikwelt nachhaltig veränderte, wird in They came at night beeindruckend thematisiert. Sie verlor immer wieder engste Vertraute im Lauf der Jahre, aber Marianne Faithfull lässt sich nicht unterkriegen, auch nicht von einer Brustkrebserkrankung, einer Hepatitis-C-Infektion, ein Hüftbruch etc.
Sie ist weniger eine Überlebende als mehr eine Kämpferin und das spürt man auch auf ihrem 21. Album deutlich. Mit zum Teil persönlichen Liedern wie In my own particulary way singt sie zwar I know I am not young and I am damaged aber nicht ohne mit Augenzwinkern noch I’m still pretty, kind and funny. hinzuzufügen. Eine gewisse lakonische Ironie hat Marianne Faithfull sich bewahrt.
Produziert wurde Negative Capability vom Briten Rob Ellis, der schon mit PJ Harvey zusammengearbeitet hat, und vom Australier Warren Ellis, der als Freund von Nick Cave so manchen Song mit seiner Violine für den Mann veredelt hat.
Faithfull blickt zurück nicht ohne eine gewisse Verklärtheit, aber mit der alten Bob Dylan Nummer It´s all over now und wie sollte es auch anders sein, einer neuen Version von As Tears goes by, geschieht das mit einer großen Portion Würde, die ein Leben resümiert, das man erst mal leben muss.
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Text: Dennis Kresse
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