Zwischen Licht, Luft und leisen Gesten

Mette Juul – Thank You and Other Stories

Es sind die leisen Töne, die am längsten nachhallen. Auf Thank You and Other Stories gelingt der dänischen Sängerin Mette Juul einmal mehr ein Kunststück, das in der heutigen, überproduzierten Musiklandschaft Seltenheitswert hat: Sie erzählt Geschichten – zurückhaltend, behutsam und dabei zutiefst berührend.

Juul, die längst als eine der spannendsten Stimmen Skandinaviens gilt, bewegt sich auf diesem Album zwischen Jazz, Singer-Songwriter-Tradition und einem Hauch nordischer Melancholie. Ihre Stimme ist kein Showinstrument – sie ist ein Medium der Intimität. Nah, klar, mit einer natürlichen Wärme, die nicht versucht zu beeindrucken, sondern zu verbinden.

Der Titeltrack Thank You ist nicht nur ein musikalisches Dankeschön, sondern auch eine poetische Reflexion über das Innehalten – getragen von minimalistischer Gitarrenarbeit und schwebender Harmonie. Stücke wie Stories from a Traveller oder Moon on My Shoulder wirken wie Momentaufnahmen aus einem Skizzenbuch des Lebens: reduziert, aber voller Tiefe. Juul braucht keine großen Gesten, um große Gefühle zu transportieren.

Produziert hat sie das Album gemeinsam mit dem schwedischen Pianisten Jesper Bodilsen, der auch musikalisch in Erscheinung tritt. Die Arrangements sind luftig, zurückgenommen, fast transparent – und lassen damit genau den Raum, den Juuls Stimme braucht, um zu leuchten. Mal begleitet von dezentem Flügel, mal von gezupfter Gitarre oder Bass, bleibt das Klangbild stets organisch und kammermusikalisch.

In ihrer Musik liegt stets auch ein Hauch Reiselust – nicht im touristischen Sinne, sondern im inneren Wandern. Es geht um Begegnungen, Orte, Erinnerungen – verwebt zu Songs, die mehr erzählen als so mancher Roman.

Mit Thank You and Other Stories schenkt uns Mette Juul ein Album, das nicht laut schreit, sondern ruhig bleibt – und gerade deshalb gehört werden muss. Es ist Musik für späte Abende, für Momente zwischen den Momenten. Und ein weiterer Beweis dafür, dass wahre Größe oft in der Reduktion liegt.

Text: Dennis Kresse

Erzählt von uns: Facebooktwitterby feather