Wladimir Kaminer – Pantheon, Bonn (07.09.2025)

Das Pantheon Theater in Bonn hatte Wladimir Kaminer lange nicht mehr zu Gast. Aber auch seit seinem letzten Auftritt 2018 hat sich sein Stil glücklicherweise nicht verändert. Mit seinem unnachahmlichen Mix aus Alltagsbeobachtung, scharfem Humor und feiner Selbstironie zog er das Publikum vom ersten Satz an in den Bann. Ob er über seine Familie, das Leben zwischen den Kulturen oder die Eigenheiten der Deutschen sprach – jeder Gedanke schien zugleich tiefgründig und zum Schmunzeln.

Kaminer las Passagen aus seinem aktuellen Buch, doch wie gewohnt blieb es nicht beim Vorlesen. Spontane Abschweifungen, kleine Dialoge mit dem Publikum und der typische trockene Witz machten den Abend zu mehr als einer Lesung: Es war eine literarische Stand-up-Show mit Herz. Besonders die Fähigkeit, alltägliche Absurditäten so zu schildern, dass man sie sofort wiedererkennt, ließ die Zuhörer zwischen Lachen und Nachdenken pendeln.

Das Pantheon erwies sich dabei als idealer Ort: nahbar, gemütlich, ein Raum, in dem Kaminers Geschichten ihre volle Wirkung entfalten konnten. Am Ende gab es langanhaltendne Applaus– und wie schon zu Beginn und in der Pausel gab es lange Schlangen am Signiertisch, wo sich Kaminer geduldig Zeit für persönliche Worte nahm.

Wladimir Kaminer bewies in Bonn einmal mehr, dass er einer der besten Geschichtenerzähler unserer Zeit ist – ein Autor, der Lesung, Kabarett und Kulturbeobachtung mühelos verbindet und sein Publikum gleichermaßen zum Lachen wie zum Nachdenken bringt.

Text: Dennis Kresse
Credits: Harald Kirsch

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