William Wahl am 18.10.23 im Pantheon, Bonn

Einen äußerst unterhaltsamen Abend verbrachten die Zuschauer im ausverkauften Pantheon am Mittwochabend, als Ihnen William Wahl sein neues Programm und dritte CD „Nachts sind alle Tasten grau“ vorstellte.

Der versierte Klaviervirtuose nimmt musikalisch und textlich eine große Bandbreite ein und betrachtet satirisch unter anderem den Zustand seiner Heimatstadt Köln während der GamesCon („Wie schön, die ganze Stadt voll Nerds und keinen stört’s …“), macht aus dem Klassiker My way von Sinatra ein Lied über Allergien und schreckt auch nicht zurück einen ABBA Klassiker als „Schicke Kita“ textlich neu zu fassen. Mit feinsinniger Ironie werden die höchst unterschiedlichen Weltanschauungen von Fahrern von weißen und schwarzen SUV beleuchtet, oder auch Sternebewertungssysteme (5 Sterne) für den eigenen Lebenspartner. Dieser kommt auch im Lied „Frau fürs Grobe“ eine besondere Rolle zu, die im Kontrast zum Künstler, dem Mann fürs Feine steht („… ich trink Milchkaffee mit Schaum, sie fällt ‘nen Baum …).

Der musikalische Bogen spannte sich weiter, ob über das Pech am 20.04. Geburtstag zu haben, oder – frei nach Udo Jürgens – die Auswirkungen von Shisha statt Wein, und über die Fallstricke von Kontaktbörsen.

Auch die ruhigeren und etwas besinnlicheren Töne kommen dabei nicht zu kurz: ob nun das rastlose Leben im Hotel des reisenden Musikanten (Ich lebe meinen Traum) poetisch und unlarmoyant besungen wird, oder die den Menschen auferlegten Zwänge durch die Algorithmen, die in der elektronischen und auch realen Welt über uns bestimmen können.

Ein äußerst kurzweiliges, niveauvolles und mithin poetisches Wortkunstprogramm war nach über 2 Stunden leider zu Ende. Fazit: unbedingte Empfehlung.

Text: Uwe Bechthold

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