Wenn Zeit leuchtet: Gilmour findet in ‚The Luck and Strange Concerts‘ den stillen Donner“

David Gilmour – The Luck and Strange Concerts

David Gilmour ist ein Musiker, der nichts mehr beweisen muss – und genau deshalb tut er es jedes Mal aufs Neue. Die „Luck and Strange“-Konzerte zeigen einen Künstler, der nicht der Vergangenheit hinterherläuft, sondern sie mit ruhiger Hand in die Gegenwart übersetzt. Kein Nostalgieprogramm, kein Pink-Floyd-Museum – sondern ein reifer, atmender Abend eines Mannes, der Klang in Emotion verwandelt wie kaum ein anderer.

Gilmours Gitarre? Noch immer ein flüssiger Strom aus Sehnsucht und Wehmut, jeder Ton ein konzentrierter Gedanke, jeder Bend ein Atemzug. Dieses Vibrato, dieses Schmelzen, dieses Gefühl, als würde jemand die Zeit dehnen – es ist da, unverändert, und doch durchlebt, wie eine Stimme, die Geschichten trägt. „Wish you were here“ wirkt weniger wie eine Erinnerung und mehr wie ein Gebet; „High Hopes“ entfaltet seinen Abschiedszauber fast überwältigend, ein Blick zurück, der trotzdem vorwärts geht. Und neues Material wie der Titelsong „Luck and Strange“ fügt sich so selbstverständlich ein, als sei es längst Kanon.

Die Band spielt nicht – sie atmet. Präzise, organisch, mit jener leisen Größe, die entsteht, wenn Könner sich nicht beweisen, sondern miteinander fühlen. Das Lichtdesign bleibt reduziert, fast malerisch, ein Spiel aus Schatten und warmen Farben, das Gilmours Musik nicht illustriert, sondern begleitet wie ein vertrauter Freund.

Was diese Konzerte auszeichnet, ist nicht Spektakel. Es ist Ruhe. Tiefe. Ein Künstler, der uns nicht anschreit, sondern einlädt, still zu werden und zuzuhören. Kein Triumph, kein Epos – sondern ein leuchtendes Kapitel in einer Karriere, die längst im Legendenstatus ruht, aber weiter pulsiert.

„Luck and Strange“ ist Gilmour in Reinform: würdevoll, emotional, zeitlos. Ein Abend, der nicht auf Effekt zielt, sondern auf das Herz. Und genau deshalb wirkt er lange nach.

Text: Dennis Kresse

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