Wallis Bird & Spark veröffentlichen mit „Visions of Venus“ eine Zeitreise weiblicher Musikgeschichte!

Manchmal macht Politik das, was Politik im allerbesten Fall machen kann: Menschen verbinden. Die irische Singer-Songwriterin Wallis Bird und die Gruppe Spark kamen auf eine solche Art und Weise zusammen – bei einem Staatsempfang auf Schloss Bellevue im Sommer 2019. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte den irischen Präsidenten Michael Daniel Higgins zu Gast. Wallis Bird war als prominente Vertreterin deutsch-irischer Beziehungen im Zeichen kulturellen Miteinanders geladen. Und Spark begeisterte mit einem Privatkonzert, für das die Band engagiert worden war. Nach der klassischen Transformation eines Techno-Stücks feierten beide anwesenden Präsidenten Spark mit Standing Ovations. Wallis Bird war ebenso begeistert. Das präsidiale Schloss in Berlin-Tiergarten wurde zum Ort des Kennenlernens von Bird und Spark!

Im virtuosen und dabei gechillten Verbinden von Unterschieden – seien es instrumentale oder stilistische – liegt ohnehin eine der großen Stärken von Spark. Das macht die Band in der hiesigen Musiklandschaft einzigartig. Seit Jahren führend im kreativen Aufbrechen vermeintlicher Hürden in Sachen Ästhetik, Sound, Form, Gattung und dem zärtlichen wie rockigen wie barock-spielerischen Hinterfragen angeblicher Publikumsgeschmacksunbeweglichkeiten, passt die Entstehungsgeschichte von Visions of Venus nicht nur zur Band selbst. Sondern auch perfekt zu Wallis Bird.

Bird zählt zu den großen irischen Singer-Songwriterinnen der Gegenwart und ist wie Spark eine Rebellin. Mal Rockröhre, mal sanfte Song-Poetin, sucht sie stets nach ihrem ureigenen Sound, denkt nie in Kategorien, lässt sich nie festlegen. In ihren Liedern trägt sie das Herz auf der Zunge, reflektiert persönliche Erfahrungen, setzt sich aber ebenso lebendig und scharfsinnig für Female Empowerment und die LGBTQIA*-Community ein – und das mit einer durch und durch einnehmenden Art. Sympathisch, ehrlich und authentisch.

Jetzt machen Bird und Spark gemeinsame Sache und bringen auf dem Album Visions of Venus tausend Jahre weibliche Musikgeschichte zum Klingen. Ohne erhobenen Zeigefinger, ohne großen Trommelwirbel. Es herrscht ein Unplugged-Vibe, der automatisch das Musikantische in den Vordergrund rückt. Alles handmade – selbst die ab und an eingestreuten Beats. Da wird geklatscht, gestampft oder auf die Instrumente geklopft. Vor allem aber wird leidenschaftlich musiziert. Spark bespielt virtuos ein breites Instrumentarium aus Violine, Violoncello, rund dreißig verschiedenen Blockflöten, Melodica und Klavier und schafft damit eine wunderbare Spielwiese für Birds ausdrucksstarke Drei-Oktaven-Stimme. Der Titelsong des Albums stammt von Wallis Bird selbst. Mutig und frech ruft sie: »Now the revolution is here! Watch out boys, I’m singing loud and clear: It’s time!« Die Appelle von Spark und Bird sind dabei nie gewaltvoll, nie gewollt, sondern kommen von innen, friedlich, connectend – und dennoch als ein Stück Punk.

Der Titelsong stellt die Vorzeichen ein für die von Spark und Bird unnachahmlich ins Heute und Hier überführte Sicht auf die »Kraft der Weisheit«: O Virtus sapentiae von der Beherrscherin des Mittelalters, Hildegard von Bingen. Die US-Pionierin des späten 19. Jahrhunderts Amy Beach leuchtet in einem klugen, tiefgründigen Spark-Arrangement mit ihrem Lied A Mirage kammermusikalisch intim heraus. Jazz-Ikone Billie Holiday – nach ihr ist sinnigerweise ein Krater auf dem Planeten Venus benannt – trifft auf die isländische Individualistin Björk, die ganz tief in die Suche nach Urmüttern und Urgründen abtaucht. Die Australierin Elena Kats-Chernin, Jahrgang 1957, entwirft in Fast Blue Village ein rhythmisch mitreißendes wie melancholisches Bild in Musik. Die blinde Komponistin und Pianistin Maria Theresia von Paradis, vor 100 Jahren in Wien gestorben, ist mit der ihr zugeschriebenen Sicilienne vertreten. Gelassen malt der Flügel die rhythmische Schäferspielatmosphäre in den Raum hinein – und Wallis Bird summt die wunderschön nostalgische Melodie inmitten wärmster Spark-Klangumspinnung. Die Sicilienne wird hier zur Vokalise, ein zweihundert Jahre alter Gassenhauer ins einfühlsame Heute geholt.

Kate Bushs Hit Babooshka erzählt von einer fremden Verführerin, die sich im wahrsten Wortsinne als die eigene Ehefrau entpuppt. Subtil verweist die Textzeile »A pseudonym to fool him« auf die Tatsache, dass viele Komponistinnen klassischer Provenienz ein Pseudonym nutzen mussten, um überhaupt eigene Werke veröffentlichen zu dürfen. Das berühmteste Beispiel bietet der Fall Fanny Hensel, die ihre großartigen Stücke teils unter dem Namen ihres berühmten Bruders – Felix Mendelssohn Bartholdy – publizieren ließ. Hensels There Be None Of Beauty’s Daughters ist Teil des Albums. Eine lang ersehnte Frische umwebt diese besondere Interpretation der Nicht-Klassik-Sängerin Wallis Bird. Bird legt sich ganz anders – sich auch mal sanft zurücknehmend, die Stimme verträumt blumig färbend – in die von lieblichen Blockflötentönen umsäumten Klaviergirlanden dieses Kunstliedes hinein.

Mit Anohni und ihrem Lied Daylight And The Sun ist auch eine Transfrau Teil der porträtierten Komponistinnen von Visions of Venus. Das Thema »Weiblichkeit« bricht selbst heraus aus den jahrtausendlang männlich aufoktroyierten Schranken – hin ins Diverse. Wallis Birds Song Dr. James Barry, in dem sie auch einmal zur Gitarre greift, erzählt von einem Menschen, der höchst wahrscheinlich transgender war. Barry wurde 1795 als Margaret Ann Bulkley geboren, verbrachte aber sein gesamtes Erwachsenenleben als Dr. James Barry – ein Militärarzt, der als erster in Afrika einen Kaiserschnitt anwandte, bei dem Mutter und Kind überlebten.

Die Erzählung menschlicher Dramen wird immer wieder kontrastiert durch ein Abtauchen in die komplexen Mechanismen weiblichen Komponierens. Germaine Tailleferre war nicht nur eine fantastisch feinsinnige Komponistin, sondern auch der einzige weibliche Teil der legendären »Groupe de Six«, des einflussreichsten Komponistenkollektivs der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Spark setzt ihr mit dem leidenschaftlichen Larghetto ein musikalisches Denkmal auf dem Album. Clara Schumann, die acht Kinder lebendig zur Welt brachte, emanzipierte sich einst zunächst von ihrem tyrannischen Vater – und später von ihrem nicht minder dominanten Ehemann. Von ihr gibt es das zarte Liebeslied Liebst Du um Schönheit zu hören, mit schmeichlerischer Wärme von Wallis Bird interpretiert. Die Grenzen von Jazz, Pop und Klassik werden freudvoll zersprengt – schon durch die wiederkehrenden Kameraschwenks zum Kunstlied des Salons des 19. Jahrhunderts oder zu frühbarocker Instrumentalmusik von Isabella Leonarda oder auch mal: hin zum Sound einer Opernarie!

Visions of Venus ist weiblich, zeigt in musikalischer Gestalt Heldinnen, Verführerinnen, Kämpferinnen, Intellektuelle, Spirituelle, (Ur)mütter – und natürlich Komponistinnen und Dichterinnen! Bald finden sich Naturbetrachtungen auf dem Album, bald geht es »nur« um Liebe. Vom Ursprung der Erde zurück zum Alltag, in dem es noch einige Kämpfe zu kämpfen gibt. Dabei erzählt Visions of Venus die diversen Geschichten diverser Menschen, die sich als Frau definieren. Wallis Bird ist dabei die Frau, die schon immer weiß, worum es geht. Nicht nur von Schmerz und Leid soll gesungen werden. Letztlich soll Visions of Venus Spaß und Befreiung sein, Unterhaltung, Erzählung, Einführung – fernab der Fragen nach Color und Sexual Identity.

Gemeinsam haben Bird und Spark ein Album geschaffen, das Weiblichkeit in einer fröhlichen, traurigen, beschwingten und zuletzt sogar poppigen Weise reflektiert und dem Thema Facetten abgewinnt, über die wir uns hörend freuen, über die wir aufgeklärt diskutieren dürfen. Kontraste, Extreme, Spannung und Entspannung. Politik: ja, als Verbinderin!

Text: Pressemitteilung

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