VIZEDIKTATOR veröffentlichen ihre Single „Neben dem Gleis“

Vizediktator veröffentlichen ihre Single „Neben dem Gleis“ von ihrem kommenden Album „Was kostet die Welt“.

Oscar Wilde hatte Recht: Wir liegen alle in der Gosse, doch manche von uns schauen wenigstens zu den Sternen auf. Klingt nicht sehr erbaulich, aber mehr ist zur Zeit einfach nicht drin. Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann reib sie dir in die Augen. Keine gute Zeit für Optimismus, das weiß auch Vizediktator. Die Berliner Straßenpop-Band um Sprachrohr Benjamin Heps redet auf ihrem zweiten Album „Was kostet die Welt?“ nicht um den heißen Brei herum, hält nichts von Floskeln und Rumgedruckse. Klanglich kriegen sie dich mit einem Sound zwischen Turbostaats eruptiver Schelle und Ton Steine Scherbens angesoffener Poesie, ausgespuckt auf die Straßen Kreuzbergs; textlich mit einem ungeschönten Blick auf den Scherbenhaufen Welt und nackter, verletzlicher Emotion.

Vizediktator ist anno 2022 eine komplett andere Band als noch auf dem wuchtigen Debüt „Kinder der Revolution“. Vier Jahre sind eben eine lange Zeit, nicht zuletzt durch diese kleine Pandemie. „Es gab viel Veränderung in meinem Leben, davon zeugt auch diese Platte“, protokolliert Benjamin Heps. „Ich habe viele Dinge neu schätzen gelernt, die ich lange als gegeben hinnahm. Das hat meine Musik deutlich persönlicher gemacht, manchmal fast zu persönlich.“ Damit meint er auch die Überwindung, die es ihn gekostet hat, über seine Vaterrolle zu schreiben. „Das passt eben nur bedingt mit Rock’n’Roll und langen Nächten zusammen. Für mich birgt das viele Konflikte.“

Zum Glück, möchte man sagen: Konflikte bestimmen seine Musik, machen sie nahbar, greifbar. Sollbruchstellen in den Songs sind die Sollbruchstellen in ihm. Überwiegend geschrieben im Pandemiesommer 2020, aufgenommen in der Tonbrauerei in Berlin: Vizediktakor sind nicht diffus, klingen roh, riechen nicht nach Plastik, wollten raus aus der Lethargie. Benjamin Heps (Gesang, Bass), Franz Ebeling (Gitarre, Gesang) und Findan Cote (Schlagzeug) wollen bei aller musikalischen Dringlichkeit dennoch nicht mehr sein als sie sind: Drei Typen auf ihrer ganz persönlichen Sinnsuche. „Vielleicht steckt zu viel Privates in meinen Texten, aber als Hörer würde ich genau so etwas wollen“, betont Benjamin. Das führt auf „Was kostet die Welt?“ zu einer gewissen Härte, musikalisch wie sprachlich. Aber die braucht es.

Benjamin Heps ist von der Schule geflogen, wurde vom Leben durch die Gegend geschleudert. Mittlerweile hat er seinen Weg gefunden. Seine Musik strahlt das ab. Entschlossenheit und Selbstbewusstsein – trotz oder gerade wegen der Verletzlichkeit, die er zeigt. Seine Songs sind ein Kabinett der Emotion, geboren auf den Straßen Kreuzbergs und aufgerieben an der Schönheit und Hässlichkeit Berlins. Geboren ist in diesem Kontext übrigens sprichwörtlich gemeint: Benjamin Heps ist wahrscheinlich einer der letzten Berliner Rockmusiker, der tatsächlich in der Stadt geboren ist. „Kreuzberg ist mein Epizentrum“, so der 37-Jährige. „Meine Jugend hier war turbulent und einzigartig, kurz nach der Wende war das ein besonderer Ort.“ Weg aus der Stadt will er nicht, bis heute ist sie die Leinwand für seine musikalischen Bilder. „Dennoch empfinde ich eine Hassliebe für Berlin. Berlin ist aber nun mal meine Muse und wird es immer sein. Hier wurden die Geschichten meines Lebens geschrieben – die guten wie die schlechten.“

Weil wir zu kurzfristig denken und auf Kosten der nächsten Generationen leben.“ Im Titelsong wird der Hedonismus zum Hilferuf, Verlorensein im Privileg: Auch Vizediktator liefern mit ihrer wachen und intensiven Musik keine Antworten. Sie formulieren aber immerhin wichtige Fragen, durchzogen von raren Momenten der Unbeschwertheit. Und genau das macht ein Album wie „Was kostet die Welt?“ so schmerzhaft, so wichtig, so elementar in der deutschsprachigen Rockmusik: Es zeigt uns, was wir alles verlieren könnten, wenn wir verdammt noch mal nicht aufpassen.

VIZEDIKTATOR LIVE

21.10. Rostock, MAU Club
22.10. Husum, Speicher
26.10. Leipzig, Werk 2
01.11. Magdeburg, Feuerwache
02.11. Hamburg, Molotow
03.11. Bremen, Lagerhaus
04.11. Bielefeld, Forum
05.11. Oberhausen, Druckluft
06.11. Köln, Gebäude 9
08.11. München, Milla
09.11. Nürnberg, Z-Bau
10.11. Dresden, Beatpol
11.11. Cottbus, Scandale
12.11. Hannover, Béi Chéz Heinz
24.11. Berlin, SO36

Text: Pressemitteilung

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