The Toten Crackhuren im Kofferraum mit Statement!

Bewerte mich!

Deutschland Rrriot Girl Band Nummer 1 The Toten Crackhuren im Kofferraum melden sich aus dem hoffentlich bald beendeten Lockdown laut zurück. Bewerte mich ist eine Nummer, die den ganzen durch die sozialen Medien wie Instagram, Twitter oder Facebook auferzwungenen Schönheitswahn auf die Schippe nimmt.

13 Jahre Showbiz übersteht man eben nur, wenn man’s wirklich miteinander ernst meint. Mit leichtem Gepäck und emotionaler Distanz ist bei dieser Band niemand geholfen. „Wir lieben uns übertrieben“, sagt Lulu und meint es auch genauso. Lulu ist es dabei auch, die die bandmäßige Care-Arbeit leistet, Texte schreibt, Geistesblitze der anderen mitunter in Songzeilen packt und sich um das große Thema Musik kümmert.

„Ja, ich weiß, ist nicht böse gemeint
doch meine Titten sind dir zu klein
Danke, dass du dir trotzdem die Zeit nimmst
und mir sagst, ob ich fickbar bin“
(Aus „Bewerte mich“
)

Bewertungen sind das neue Geld. Jeder Konzern, jede Web-Transaktion und der Podcast deiner Mutter fordern sie sehnsüchtig ein. Natürlich bitte immer fünf von fünf Sternen, versteht sich. Mindestens. The TCHIK allerdingshaben nicht so viel Spaß an dieser letztlich steinalten Kultur-Praxis des Bewertens, oder, im Falle von weiblich gelesenen Körpern, vor allem des Bewertet-Werdens. Wieso auch?

„Bewerte mich“, das ist die erste Single ihres neuen Albums „Gefühle“, sie stellt textlich eine bizarre Klowand dar – vollgekritzelt mit ungefragten Männerkommentaren über Körper. Songwriterin Lulu hat davon viele selbst gehört, allerdings besitzt die be- und abwertende Sprüche-Geisterbahn des Songs etwas sehr Universelles. In diesem Stück findet sich jeder wieder – die Frage ist bloß, auf welcher Seite?

„Bewerte mich“ ist der passende Song, um beispielsweise den Ausknopf einer bekloppten Diät zu finden, die man ohnehin nur angefangen hatte, weil man mal wieder zu viel Instagram geguckt hat oder um sich eben gegen solch misogynen Punchlines zu immunisieren. „Bewerte mich“ immunisiert allerdings nicht sondern stellt das geschwätzige Elend viel lieber pointiert aus.

Musikalisch flimmert der Song zwischen atemlosem Electro-Pop und Eurodance, besser klangen The TCHIK nie, besondere Beachtung sollte auch „das maximal nervige Rumgebimmel im Hintergrund“ (O-Ton Lulu) finden. Positiv gemeint!

Schwer vorstellbar, dass es noch bessere Argumente für die Abschaffung des Wahlrechts für Männer geben könnte als dieses zauberhafte Stück der sympathischen Musikgruppe aus Berlin.

Text: Linus Volkmann

Einleitungstext: Dennis Kresse

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