Mit „Live at the Marquee 1986“ kehren The Sweet zurück auf eine Bühne, die für viele Musiker Legende ist – und beweisen, dass Glam-Rock auch in der Ära von Synthpop und New Wave nichts von seiner elektrischen Wucht verloren hat. Dieses Live-Album, aufgezeichnet im legendären Londoner Club Marquee, fängt die Band in einer späten, aber leidenschaftlich gespielten Phase ihrer Karriere ein.
Nach den wilden Siebzigern, in denen Hits wie „Ballroom Blitz“ oder „Fox on the Run“ die Charts dominierten, hatte sich die Besetzung um Andy Scott neu formiert. Der Sound ist härter, direkter, weniger glitzernd – aber keineswegs alt. Was die Aufnahme besonders macht, ist die spürbare Spielfreude: Die Band spielt mit einem Hunger, den man ihr nach all den Jahren kaum zugetraut hätte.
Songs wie „Action“ oder „Love Is Like Oxygen“ zeigen, dass The Sweet nie bloß eine Glam-Pop-Band waren, sondern echte Rockhandwerker mit großem Sinn für Dynamik. Die Gitarren sind schärfer, die Vocals rauer, das Publikum dicht dran – fast, als wäre man selbst im stickigen Kellerclub dabei.
Natürlich ist „Live at the Marquee“ kein makelloses Dokument: Der Mix klingt stellenweise roh, manchmal etwas zu direkt. Doch genau das macht seinen Reiz aus. Hier wird nicht nachproduziert, hier wird gelebt.
Ein spätes, ehrliches Statement einer Band, die mehr war als Schminke und Show – und die auch 1986 noch wusste, wie man Rock zum Glühen bringt.
Text: Dennis Kresse
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