Tamino im E-Werk – Zwischen Zerbrechlichkeit und eruptiver Intensität

Tamino im E-Werk – Zwischen Zerbrechlichkeit und eruptiver Intensität

Am 12. September verwandelte Tamino das E-Werk Köln in einen Ort voller Magie und leiser Gänsehautmomente. Der belgisch-ägyptische Musiker, oft als „Nachfolger von Jeff Buckley“ bezeichnet, zeigte einmal mehr, dass er mit seiner Stimme Räume füllt, ohne laut sein zu müssen. Schon beim ersten Stück war der Saal wie gebannt – Taminos glasklare, zugleich sehnsuchtsvolle Vocals legten sich über die dichten, manchmal fast minimalistischen Arrangements und zogen das Publikum sofort in ihren Bann.

Begleitet von einer Band, die sein Spiel sensibel und kraftvoll zugleich unterstützte, entwickelte sich ein Konzert voller Kontraste: fragile Balladen, die wie intime Geständnisse wirkten, wechselten mit Songs, die sich zu druckvollen Klangwänden aufbauten. Besonders in „Habibi“ oder im Opener „My Heroine“ zeigte Tamino, wie er klassische Singer-Songwriter-Strukturen mit orientalischen Einflüssen verbindet und daraus eine ganz eigene Klangsprache formt.

Die Atmosphäre im E-Werk war von Anfang an dicht und konzentriert. Statt ausgelassenem Jubel herrschte oft ehrfürchtige Stille, die erst nach den letzten Tönen in tosenden Applaus mündete. Tamino selbst blieb in seiner Kommunikation eher zurückhaltend, doch genau das verstärkte die Wirkung: Hier ging es weniger um Show, sondern um pure Musik.

Nach rund 90 Minuten endete ein Abend, der sich wie eine Reise anfühlte – melancholisch, kraftvoll und zutiefst bewegend. Tamino hat in Köln nicht nur ein Konzert gespielt, sondern Seelen berührt.

Setlist: Tamino – E-Werk, Köln (12.09.2025)

01. My Heroine
02. Raven
03. Willow
04. The Flame
05. Persephone
06. Sanctuary
07. Sanctuary
08. Elegy
09. Call Across Rooms (Grouper cover)
10. Sleep Talking
11. Sanpaku
12. Indigo Night
13. Babylon
14. Dissolve
15. Amsterdam
16. Habibi

Text: Dennis Kresse

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