Sophie Ellis-Bextor – „Perimenopop“: Tanz durch den Hormonsturm

Sophie Ellis-Bextor hat schon immer ein Faible dafür gehabt, das Glitzernde mit dem Schmerzhaften zu verbinden – und mit „Perimenopop“ gelingt ihr nun das vielleicht ehrlichste, schillerndste Werk ihrer Karriere. Der Titel deutet es an: Hier geht’s nicht nur um Disco und Drama, sondern um das Leben in einer Übergangsphase – die Perimenopause als Pop-Konzeptalbum. Und das mit so viel Witz, Würde und Wucht, dass man kaum stillsitzen kann.

Musikalisch bleibt sich Ellis-Bextor treu: tanzbare Beats, elegante Melodien, eine Stimme zwischen Glamour und Ironie. Doch unter der Oberfläche brodelt es. Songs wie „Relentless Love“ oder „Layers“ tragen ihren augenzwinkernden Humor offen zur Schau – aber hinter der Discokugel steckt der ernste Versuch, weibliche Körperlichkeit und Alterungsprozesse ohne Pathos, aber mit Power zu erzählen.

Produzent Ed Harcourt hat den Sound perfekt austariert: Da sind glitzernde Synths und funkige Basslines, aber auch dunklere Klangflächen, die an die introspektiveren Momente von Robyn oder Róisín Murphy erinnern. Ellis-Bextor tanzt durch ihre Hormone, lacht über sich selbst und fordert mit einem charmanten Augenzwinkern mehr Ehrlichkeit im Pop – und im Leben.

„Perimenopop“ ist kein Nischenprojekt, sondern ein Triumph: Ein Album über Selbstakzeptanz, Veränderung und das unerschütterliche Bedürfnis, weiterzuleuchten – auch wenn das Licht manchmal flackert. Sophie Ellis-Bextor verwandelt den hormonellen Ausnahmezustand in einen Empowerment-Soundtrack, der genauso mutig wie mitreißend ist.

Ein Popalbum, das nicht jünger machen will, sondern klüger. Und das ist, in einer Branche voller Schönfärberei, die radikalste Form von Jugend überhaupt.

Text: Dennis Kresse

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