Saturnight“ – Cat Stevens’ fernöstliche Sternstunde in Tokio

Ein rares Live-Dokument aus dem Jahr 1974 zeigt den britischen Troubadour Cat Stevens auf dem Höhepunkt seiner musikalischen und spirituellen Reise – eingefangen in einer magischen Nacht in Japan.

Wenn man über die Schlüsselmomente in der Karriere von Cat Stevens spricht, fällt der Name Saturnight nur selten – und das zu Unrecht. Denn dieses 1974 in Tokio aufgenommene Live-Album ist nicht nur eines der wenigen offiziellen Live-Dokumente aus der frühen Phase seiner Karriere, sondern auch ein bemerkenswertes Zeitzeugnis einer Ära, in der westliche Popmusik begann, über kulturelle Grenzen hinweg tiefer zu wirken.

Am 22. Juni 1974 trat Cat Stevens im Nakano Sun Plaza in Tokio auf – vor einem respektvollen, ehrfürchtigen Publikum, das seine introspektiven Songs fast andächtig aufnahm. Saturnight, das aus diesem Auftritt hervorging, wurde ausschließlich in Japan veröffentlicht und ist damit bis heute ein gesuchtes Sammlerstück. Es zeigt einen Künstler, der sich zwischen Welten bewegt: musikalisch zwischen Folk, Pop und spiritueller Suche; geografisch zwischen London, Marrakesch und eben Tokio.

Die Songauswahl ist eine Art „Best of“ jener Jahre, mit berührenden Live-Versionen von Klassikern wie „Wild World“, „Moonshadow“, „Peace Train“ und „Father and Son“. Dabei wird schnell deutlich, wie sehr Stevens seine Songs lebt – keine bloße Reproduktion der Studiofassungen, sondern spürbar emotionale, oft leicht veränderte Interpretationen, die im Live-Kontext sogar an Tiefe gewinnen. Seine Stimme ist warm, klar und durchdrungen von jener inneren Ruhe, die ihn damals zunehmend faszinierte.

Was Saturnight besonders macht, ist die Atmosphäre: Es herrscht eine beinahe meditative Stimmung, unterstützt von sparsamen Arrangements, die den Fokus auf die Texte und die emotionale Kraft seiner Stimme legen. Zwischen den Songs hört man respektvolles Schweigen, keine ekstatischen Ausbrüche – sondern ehrliches Zuhören. Man fühlt, wie stark die Verbindung zwischen Künstler und Publikum war, trotz (oder gerade wegen) kultureller Unterschiede.

Dass das Album nie in größerem Stil außerhalb Japans veröffentlicht wurde, verleiht ihm bis heute eine gewisse mystische Aura. Es war ein Geschenk an seine japanischen Fans – und vielleicht auch ein Gruß an den „Osten“, der Stevens, der wenige Jahre später den Islam annahm und zu Yusuf Islam wurde, geistig immer mehr anzog.

Fazit:
Saturnight ist weit mehr als ein Live-Mitschnitt. Es ist ein musikalisches Dokument innerer Wandlung, ein Moment der Stille im lauten Getöse der 1970er – aufgenommen in einer lauen Sommernacht in Tokio. Wer Cat Stevens nur aus seinen Studioalben kennt, sollte diesem Live-Juwel unbedingt eine Chance geben. Es zeigt den Künstler in einer Reinheit, die man selten so klar hören kann.

Text: Dennis Kresse

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