Rival Sons – Kantine Köln , 10.11.2023

Eigentlich immer auf der Suche nach Rockmusik, hat mich die KI von spotify unter anderem zu Rival Sons geführt. Dabei hat sie mir „Nobody wants to die“ vorgeschlagen und ich dachte, dass das schon fast ein neuer Sound ist. Denn irgendwas stimmte mit dem Song nicht. Wir haben hier nicht das rockig-harmonische Miteinander, die Instrumente spielen irgendwie nebeneinander her. Auf jeden Fall bin ich drüber gestolpert.

In der Konzerthalle angekommen, hatte ich zunächst Bedenken, weil die Akustik beim letzten Konzert eher medioker war. Für die jüngeren unter uns; Ich meine semi. Daher habe ich mir einen anderen Standort als beim letzten Mal in der Halle gesucht. Gute Entscheidung, die Akustik war top.

Man kann bei Rival Sons tatsächlich vieles raushören, z.B. etwas Grungeskes. Aber trotzdem wird der Akkord „vernünftig“ mit einem D und nicht mit einem Fis abgeschlossen. Es rockt also. Raushören kann man auch so ein wenig die Black Keys. Und natürlich Led Zeppelin, die bei Rival Sons immer als Vergleich herangezogen werden „Nobody wants to die“ kam beim Publikum gut an, habe ich für mich aber nicht mehr so stark als „Signature Song“ empfunden. Musikalisch hat alles gesessen, das Licht passte, es war stimmig. Warum kann ich eigentlich nicht so singen wie Jay Buchanan? Wahrscheinlich zu viel Musik gehört und drüber geschrieben, statt selber gemacht. Darüber hinaus haben sie auch als Live-Act überzeugt, Zuschauergesang inkl.. Mike Miley als die eigentliche Rampensau der Kapelle gehört zu den Schlagzeugern, die sich nicht hinter ihrem Blech verstecken. Er erhebt sich immer mal wieder und animiert das Publikum. Die Gruppe macht einen sympathischen, geerdeten Eindruck ohne Allüren.

Für dieses Gefühl sorgte vielleicht auch der Dank der Band dass wir Zuschauer ihnen ihren Lebensstil finanzieren und ermöglichen würden. Spielzeit 2 Stunden. Mehr erwarte ich nicht. Aber auch nicht weniger. Da können sich einige Bands eine Scheibe von abschneiden.

Das Publikum war in meiner Kohorte. Die unter 30-Jährigen konnten nicht ins Parlament einziehen. Unter 5%. Umso erstaunlicher, dass viele sehr textsicher waren, denn wenn ich mich als Maßstab nehme, kann ich mir die Texte von Bands, denen ich erst 10 Jahre und weniger folge, aus Altersgründen nicht mehr draufschaffen. Die Atmosphäre war gut. Ärgerlich für mich waren eigentlich nur die drei Schwaben hinter mir, die jetzt noch auf der Bühne stehen, weil sie sich als den eigentlich Hauptact angesehen haben. Jedenfalls hatten sie mehr Redeanteil als die Band vorne.

Einen neuen Sound habe ich zwar an dem Abend nicht kennengelernt, (da habe ich auch nicht mit gerechnet, weil ich natürlich vorher schon gespinxt hatte), aber die Band hat das abgeliefert, worauf ich mich gefreut habe.

Aufgewachsen bin ich in den 80ern und davon ist mir nur die historisierende Mode, der defensive Fußball und eben diese uninspirierte Musik im Gedächtnis geblieben – also so wie heute 😉. Rival Sons werden oft mit dem Sound der 70er Jahre verglichen und da ich sowieso der Meinung bin, 10 Jahre zu spät geboren zu sein, hat mir dieser Abend gefallen. Und so gefangen in den 70ern fühlte es sich auch wieder nicht an. Denn was heißt das schon? Wenn das Publikum heute auch für ausverkaufte Hallen sorgt, dann kann man auch von 20er-(des 20 Jhd.) Jahre-Musik sprechen.

Text: Thilo Schlüsener

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