
Bioscope – Gentō“
Wenn sich zwei musikalische Visionäre wie Steve Rothery (Marillion) und Thorsten Quaeschning (Tangerine Dream) zusammentun, ist das Ergebnis selten vorhersehbar – aber in diesem Fall: absolut stimmig. Mit ihrem Projekt BIOSCOPE präsentieren sie instrumentale Klanglandschaften zwischen analogem Retro-Feeling und cineastischer Weite. Und kaum ein Track verdeutlicht diese ästhetische Handschrift besser als „Gento“.
Schon in den ersten Sekunden öffnet sich „Gentō““ wie ein stiller Film: sanft schwellende Synthesizer, zarte Texturen und ein fast meditativer Spannungsbogen. Doch wer glaubt, es handle sich hier um reine Ambient-Untermalung, irrt. Hinter der scheinbaren Ruhe brodelt eine permanente Bewegung – wie ein Sonnenaufgang über einem fremden Planeten.
Thorsten Quaeschning liefert dabei die elektronische Basis: pulsierende Sequenzen, modulare Arpeggios und ein fein austariertes Wechselspiel aus digitaler Präzision und analogem Flimmern. Es ist kein Klangteppich, es ist ein Gewebe – und mittendrin: Steve Rotherys Gitarre.
Was Rothery hier spielt, ist keine Rockgeste – es ist Malerei. Seine Gitarrenlinien sind atmosphärisch, singend, manchmal kaum mehr als ein Hauch – aber mit maximaler Ausdruckskraft. Jeder Ton wirkt gesetzt, nie verspielt, immer poetisch. Der Sound erinnert entfernt an die instrumentalen Momente von Brave oder Marbles, trägt aber eine eigene Handschrift: introspektiv, aber nicht düster – klar, aber nie kühl.
„Gentō““ entwickelt sich langsam, aber zielgerichtet. Es ist kein Song im klassischen Sinne, sondern eine Komposition, ein Szenenbild. Wer bereit ist, sich einzulassen, findet hier keine einfache Melodie zum Mitsummen – sondern einen musikalischen Raum, der sich mit jedem Hören weiter öffnet.
Was „Gento“ so stark macht, ist die Balance: Zwischen Struktur und Freiheit, Technik und Emotion, Nostalgie und Zukunft. BIOSCOPE gelingt mit diesem Stück ein Kunstgriff, den viele im Genre anstreben, aber nur wenige erreichen – Musik zu erschaffen, die sowohl intellektuell fordert als auch emotional berührt.
„Gentō““ ist kein Albumfür nebenbei. Es ist ein Stück Musik, das Aufmerksamkeit fordert – und mit Tiefe belohnt. BIOSCOPE präsentieren hier nicht weniger als eine meditative Miniatur in Klang – getragen von zwei Meistern, die wissen, wie man Räume zum Klingen bringt.
Text: Dennis Kresse
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