Da ist es also, nach fast 15 (!) Jahren. Wer über “Love Songs” nachdenkt, kommt um diese historische Dimension nicht herum. Als Peter Fox sein erstes und bis dato letztes Album als Solokünstler veröffentlichte, stand Jens Lehmann im Tor und “Valerie” von Amy Winehouse in den Charts. Im September 2008 erschien dann “Stadtaffe”. Die Story dieser Platte ist hinreichend dokumentiert: ihre ungewöhnliche Entstehung, ihr beispielloser Erfolg, ihr Einfluss auf die deutsche Popmusik, der bis heute anhält. Sie ist, nach allen Maßstäben, ein Stück Geschichte. Aber Peter Fox hat sich nie lange mit der Vergangenheit aufgehalten, mit Verklärung schon gar nicht. Er hat den Ballast der Erwartungen vor der Studiotür abgelegt und einfach gemacht. Musik gemacht. Neu gemacht. Future Flex statt Denkmalpflege. Das Ergebnis sind diese elf Songs.
Die “Love Songs” von Peter Fox sind Lieder über Liebe im weitesten aller Sinne. Ja, es geht um klassische Beziehungen: ums Verliebtsein, ums Streiten und um das große Dazwischen, das wir typischerweise Leben nennen. Genauso aber geht es um Räume ohne oder mit zu wenig Liebe, darum dass sie fehlt. Und nicht zuletzt geht es um die Idee, dass Liebe mehr ist als ein Gefühl, das uns auf magische Weise erreicht: eher etwas, das wir tun können, jeden Tag aufs Neue. In diesem Sinne ist “Love Songs” auch ein Album über die sehr machbare Möglichkeit eines besseren Morgen. Eingerahmt wird dieses Album von zwei vorab veröffentlichten Singles. Es beginnt mit “Ein Auge blau” und endet mit “Zukunft Pink”, dem unwahrscheinlichen Superhit des vergangenen Winters. Von kleinen und mittelgroßen Krisen zu gelebtem Optimismus: Diese Klammer mag ungewollt sein. Aber wer will, kann darin trotzdem eine Erzählung über Hoffnung sehen: die Gewissheit, dass nie alles nur geil ist und trotzdem alles gut wird – wenn wir bereit sind, etwas dafür zu tun.
Sicher ist: Die Liebe auf “Love Songs” kommt nicht mit rosaroter Brille. Auch das macht dieses Album besonders. „Kein Regen in Dubai“ zum Beispiel beleuchtet die Abwesenheit von Herz unter der glitzernden Oberfläche aus Inszenierung und Selbstoptimierung (eh klar, dieses Dubai kann überall sein: auf unseren Handy-Screens, in unseren toxischen Beziehungen, in unseren eigenen Köpfen). “Celebration” spielt auf dem Drahtseil zwischen Feierei und Eskalation, Hedonismus und Selbstverlorenheit. Hier wird auch die dunkle Seite des Mondes umkurvt, die bekanntlich manchmal greller strahlt, als die Sonne es je könnte. Selbstbeobachtung? Die Erinnerung an einen alten Freund? Das bleibt offen, bewusst. “Gegengift” dagegen zeigt ganz konkret Liebe als einzige mögliche Antwort auf den Irrsinn unserer Zeit. Draußen ist Dauerlärm und Paranoia und ein großes Gegeneinander um das vermeintlich größte Stück vom vermeintlich süßen Kuchen. Aber das Wichtigste ist, dass drinnen, im Herzen, die Liebe nicht aufhört zu brennen.
Andere Songs wiederum sind federleicht. “Toskana Fanboys” ist pure Dolce Vita zwischen Weinhügeln. “Disney” ist eine Tune-gewordene Honeymoon-Phase, vielleicht sogar ein Tick zu Disney, um wahr zu sein…“Tuff Cookie” schließlich ist die Hymne für alles danach: eine entwaffnende Liebeserklärung an den Partner in Crime, die Komplizin fürs Leben. Diese Vielfalt spiegelt sich in der Musik. Die Einflüsse und Referenzen reichen von Afro-Drill und Amapiano über Dancehall und Jersey Club bis hin zu 70er-Electronica oder Punkrock. Einen roten Faden bilden die Chor-Arrangements. Sie spielen in jedem Song eine Rolle, mal mehr, mal weniger vordergründig. Dazu kommen Outdoor Recordings, ohne Ende Percussion und auf einigen Songs natürlich auch die Streicher, die auf ewig mit Peter Fox assoziiert sein werden, erneut arrangiert von Gunther Papperitz. Liebe, das heißt für Peter Fox eben immer auch Liebe zur Musik. Ziemlich genau zwei Jahre haben Peter Fox und seine langjährigen Wegbegleiter The Krauts an diesem Album gearbeitet. Folgte “Stadtaffe” einem klaren musikalischen Konzept,
war “Love Songs” von Anfang an loser angelegt, als Übung in Öffnung und Expedition mit ungewissem Ausgang. Das Leitbild war das einer großen Hinterhofparty: Menschen kommen unter freiem Himmel zusammen, grillen, tanzen, sprechen, teilen ihre besten Playlists. Solche Yard-Versammlungen gab es im Laufe des Entstehungsprozesses tatsächlich, im Garten der Casa Fox oder auch im legendären (und für den Werdegang des Urberliners Pierre Baigorry nicht ganz unwichtigen) Club Yaam. Hinzu kamen Jam Sessions mit Band auf Madeira und natürlich unzählige Studionächte mit den Krauts und dem erweiterten kreativen Familienumfeld.
Text: Pressemitteilung
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