Neues Album „Ewig und drei Tage“ von Don Marco & die kleine Freiheit

Die Fakten: „Ewig und drei Tage“ ist das zweite Album von Don Marco & die kleine Freiheit. Quasi hot on the heels of „Gehst Du mit mir unter“, dem 2021 erschienenen Debüt. Mit Don Marco alias Markus Naegele, Operationsbasis München, nach den Englisch singenden Fuck Yeah weiter launig, lustvoll auf Deutsch als language of choice seiner Texte arbeitend, die er zu einer Musik singt, die vieles ist, in der vieles anklingt und mitschwingt. Letztlich ist es der ganz spezifische musikalische (Welt-)Dialekt des Nudie-Suit-Trägers (wir erinnern uns an andere Freigeister wie Gram Parsons oder Orville Peck), die zu dem führen, was man gemeinhin einen eigenen Stil nennt.

Und schon schreiben sich Don Marco & die kleine Freiheit ein in die wertvolle Reihe dieser kleinen großen Bands, denen ihre Musik eine dringende Herzensangelegenheit ist, mitten in ihren Leben, aus diesen Leben. Never mind große Durchbrüche oder Streamingrekorde – darum gibt es die 18 Lieder von „Ewig und drei Tage“ auch auf Vinyl, als Gatefold-Doppelvinyl.

Muss vielleicht nicht, will aber! Und da werden die wirklich wichtigen Themen verhandelt: „Zahnfleisch“, „Rote Beete“, „Peter Maffay“, „Bis zur Rente“ oder „Die Welt ist nicht gerecht“ seien hier random genannt. Spätestens beim abschließenden „Du musst Dich einfach bloß in mich verlieben“ (eine eingedeutschte Version von „All You Gotta Do Is Fall In Love“, im Original vom hierzulande schmählich unterschätzten Benji Hughes) können wir uns unter Freund*innen ein bisschen eigensinnigerer Musik bestimmt darauf verständigen, dass so ein Doppelalbum schon was hat. Viel hat, wenn es so gemacht ist wie dieses.

(Und über das mit den Fakten reden wir ein andermal …)

Die Geschichte von „Ewig und drei Tage“ (according to Don Marco): „Im Januar 2021 mitten in die flächendeckenden Ladenschließungen ein Debütalbum zu veröffentlichen war vielleicht nicht die smarteste Geschäftsidee aller Zeiten, aber was ist in diesen Zeiten schon smart? Das Leben lässt sich eben nicht verschieben – und es soll ja auch weitergehen!“

Schließlich hatte Don Marco schon im Herbst 2020 mit den Aufnahmen am Nachfolger von „Gehst du mit mir unter“ begonnen. „Die Arbeiten am Debütalbum mit dem ganzen Drumherum waren aufreibend und kräftezehrend, andererseits haben sie mir über diese seltsame Zeit hinweggeholfen, weil ich ständig Ziele vor Augen hatte. Die enorme mediale Resonanz auf die Veröffentlichung war natürlich schön, es wäre noch schöner gewesen, das Album live zu promoten. Ging halt nicht, da hilft kein Jammern. So habe ich einfach weiter an neuen Songs geschrieben und alte überarbeitet. Darüber hinaus hatte ich das Glück, in München fantastische neue Musiker*innen zu finden, mit denen ich spielen konnte. Normalerweise wären die in zig Projekten verplant gewesen, plötzlich hatten sie Zeit.“

Bei den Aufnahmen selbst wurde das Experiment vom Debütalbum wiederholt. Ohne große Proben und Absprachen ging es erneut für einige Tage nach Niederding zu Bonifaz Prexl ins Bones Studio außerhalb Münchens. Aus Berlin reisten wieder Lap-Steel-Gitarrist Kristof Hahn (Swans, Les Hommes Sauvages) und Bassist Tim Jürgens (Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, Superpunk) an, dazu gesellte sich die München-Bande bestehend aus Gitarrist Philip Bradatsch, Drummerin Maria De Val (u.a. Me & Marie, Ganes), Keyboarderin Teresa Staffler (Drip, Schotter) und Gitarrist Kevin Ippisch (Fuck Yeah) sowie Akkordeonist Maxi Pongratz (Kofelgschroa).

An gerade mal drei Tagen wurde ein gutes Dutzend Songs aufgenommen, kurz bevor der nächste Lockdown alles zum Erliegen brachte. Erst im Sommer 2021 konnte es weitergehen. Dazwischen gab es eine Auftragsarbeit des Rolling-Stone-Magazins zum 80. Geburtstag von Bob Dylan: „I Want You“ wurde mit Produzent Nico Sierig (Joashino, Instrument) aufgenommen. Hier kam erstmals das Omnichord, eine Art elektronische Zither aus den 80ern, zum Einsatz, auf dem Album in Folge öfters zu hören.

Überhaupt ist der Sound gegenüber dem Debütalbum noch reicher und breiter angelegt. „Ich wollte mich noch weiter aus der klassischen Indierock-Komfortzone herausbewegen, habe mir ein Fender-Rhodes-Piano und alte Drumcomputer zugelegt, mit gewagten Chorgesängen herumexperimentiert. Da passte es wie die Faust aufs Auge, dass ich mit Maria und Teresa zwei großartige (Chor-)Sängerinnen an Bord hatte, die auf höchstem Level umsetzen konnten, was ich mir höchstens in den kühnsten Träumen hätte ausmalen können.“

Letztlich ist auch dieses zweite Album wieder echte Teamarbeit, die Arrangements entstanden on the spot, Spontanität war gefragt. „Das kann natürlich voll nach hinten losgehen, aber wenn es läuft und sich die gewisse Energie einstellt, dann ergeben sich Momente und Ideen, die sonst nicht möglich wären, davon bin ich fest überzeugt.“

Ohne Scheuklappen erhielt jeder Song genau die Behandlung, die er verdient hatte und die ihm am besten zu Gesicht steht. Das kann Garage-Glamrock sein („Zahnfleisch“, Peter Maffay“), fast schon soulige Laissez-fair-Grooves („Der Boden der Tatsachen“, „Zwei Meter“), Disco-Hula-Hoop-Anleihen („Bis zur Rente“), entrückter Westcoast-Folk („Meine Ruh“) oder eine epische Piano-Orchesternummer wie „Schöne Neue Welt“.

Anything goes, was zählt ist der Song. Natürlich gibt es trotzdem wieder massig Gitarren, es wäre ja eine Schande, wenn die Fähigkeiten solcher Saitenakrobaten wie Kristof Hahn, Philip Bradatsch und Kevin Ippisch nicht zu hören wären.

18 Songs sind es am Ende geworden, „und weil mir alle Songs etwas bedeuten und sie mir über eine schwierige Phase in meinem Leben hinweggeholfen haben, ist es jetzt auf Vinyl ein Doppelalbum geworden. Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Krispel & Walter, April 2022

Text: Pressemitteilung

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