Neuer Song von Albrecht Schrader

„The Extraordinary in the Ordinary“ – dieses Prinzip, dessen Urheberschaft schwer zu ermitteln ist, das aber mindestens bei Scott Walker erklärte Arbeitsmethode und bei Van Dyke Parks und Joni Mitchell vermutlich unbewusstes Dogma war, scheint Albrecht Schrader immer wieder anzuziehen. Es gibt zahlreiche Songs aus seinen bisherigen Veröffentlichungen, die der Ästhetik des Alltäglichen textlich auf der Spur sind – stets mit dem Ziel, sie durch sorgfältig arrangierte Musik derart zu überhöhen, dass das Gewöhnliche in die Sphäre des Erhabenen aufsteigt – „The Extraordinary in the Ordinary“ eben. 

Die dritte Single „Donnerstags 8 bis 9“ seines am 20.1. erscheinenden Albums „SOFT“ trägt einen Wochentag im Songtitel. Was könnte alltäglicher, gewöhnlicher und unspektakulärer sein als das? Erst im Refrain erfahren wir, was das lyrische Ich da jeden Donnerstag zur selben Uhrzeit zu erledigen hat: es handelt sich um Therapiesitzungen. Wer nun aber hofft, in den folgenden Strophen große Bekenntnisse, emotionale Ausschüttungen oder ähnliches zu erfahren, wird enttäuscht. Albrecht Schrader bleibt sachlich, präzise und klein in der Sprache. Es scheint ihm darum zu gehen, das zurecht mehr in die Öffentlichkeit gerückte Thema Mental Health von einer anderen, alltäglichen Seite zu beleuchten. Die textliche Klimax bildet folgerichtig das Wort Donnerstag. Wow! Das wirkt jetzt erstmal wenig beeindruckend. 

Das Einzige, was im Verlauf des Songs eine beeindruckende Zuspitzung erzählt, ist die Musik. Psychedelische Flächen, ein Harmonium und Backingchöre nehmen langsam aber stetig an Intensität zu, der Bass etabliert sich im Verlauf des Songs vom hintergründigen Grundtonlieferanten zum heimlichen Melodieinstrument und fügt sich geschickt in die Rhythmik der strahlenden Donnerstags-Chöre ein – all das wird beständig und harmonisch klar getragen von einem klassischen Pop-Piano. Das ist fein austarierter Psychedelic-Pop, der sich durchaus vor Brian Wilson verneigt, diesem sogar selbstbewusst ein wenig zuzuwinken scheint. Denn so, wie Wilson damals Texten vom eingangs erwähnten Van Dyke Parks, die durchaus mal nur von Gemüse handelten, durch die abstrakte Kraft der Musik dabei half über ihre Alltäglichkeit hinauszuwachsen, so schubst auch Albrecht Schrader das Thema Psychotherapie mit Feinsinn und einer Prise Humor über den Rand. Was genau dahinter erzählt wird, ist abschließend schwer zu sagen. Und das ist gut.

Das neue Album „Soft“ erscheint am 20. Januar 2023. Im Anschluss geht Albrecht Schrader auf Tour:

26.01.2023 Berlin, Monarch
27.01.2023 Hamburg, Nochtwache
28.01.2023 Köln, King Georg

Text: Pressemitteilung
Credits: Dorle Bahlburg

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