NEÀNDER- / CASPER-Gitarrist Jan Korbach kündigt Solo-Projekt ATEM an

Was kann der Kerl eigentlich nicht? Als Live-Gitarrist stand Jan Korbach jahrelang mit CASPER auf der Bühne, war außerdem maßgeblich an dessen Album „Hinterland“ beteiligt. Danach gründete er NEÀNDER und katapuliert sich an die Speerspitze der hiesigen Post-Metal/Rock-Szene. Nun kündigt Korbach mit ATEM sein neues Solo-Projekt an: Auf dem ersten Album „Concrete Americana“ gibt es ebenfalls keinen Gesang, aber anstatt instrumentalem Metal liefert er acht Stücke, die wie der Soundtrack eines guten Western klingen.

Am 17.08. erscheint mit „The Pilgrim“ die erste Kostprobe aus dem ungewöhnlichen Projekt. Das Album „Concrete Americana“ erscheint am 04.11.22 – übrigens auch Korbachs 40. Geburtstag – über Through Love Records.

Instrumentalmusik ist immer auch Kopfkino. Banale Erkenntnis, klar. Aber man kann sie ja ruhig mal ausformulieren. Das Kopfkino sähe bei einem Lied wie „The Pilgrim“ von ATEM ungefähr so aus:

„Bodie in Kalifornien. Eigentlich eine Geisterstadt. Vergessen irgendwo zwischen Goldrausch und Fortschritt. Reste vom Wilden Westen auf staubigem Boden. Kutschenräder, halb eingefallene Holzbauten, ein Saloon, aus dem leise Musik dringt. Heute streifen seltsame Gestalten durch die Kulisse. Die glorreichen Sieben lungern am Skelett einer Postkutsche und pfeifen das Lied vom Tod. Ry Cooder steht mit Gitarrenkoffer an der Straße, hält den Daumen raus und ein Pappschild mit den Worten „Paris, Texas“. Roland Deschain raucht grimmig eine Zigarette. Er hat gehört, der Mann im Schwarz würde hier an einer Kreuzung Seelen gegen Talent verkaufen. Arthur Morgan und Dutch van der Linde betreten den Saloon, suchen sich einen Platz, planen den nächsten Raub. Kris Kristoffersen hängt an der Theke und trinkt gegen den Sonntagmorgenkater an. Cormac MacCarthy sitzt mit einer Remington am Tisch und schreibt. Es klingt, als wäre jeder Buchstabe ein Kopfschuss. Die Band auf der kleinen Bühne in der Ecke heißt Khruangbin, oder wie der vollbärtige Barkeeper sagt: „Khruan-are-you-fucking-kidding-me!?“ Er mag sie nicht. Ruft ständig: „Fuck your hippie shit, play some Cash!“ Die Flügeltüren des Saloons knirschen. Ein großer Mann betritt den Raum. Er trägt ein schwarzes Priestergewand. Mit einem Guns’N’Roses-Aufnäher auf dem Rücken. In seiner Hand: Eine polierte Baritongitarre …“

Ja, so sähe ein möglicher Kopfkino-Western aus, wenn man das Album von Jan Korbachs neuem Projekt ATEM zum ersten Mal hört. „Concrete Americana“ ist nämlich eine reine Instrumentalplatte und führt uns direkt in eine Welt, die wir alle durch zahlreiche Countryplatten, Westernfilme, Playstation Games, Romane und Comics auf unsere Weise mit Namen, Liedern und Geschichten füllen können. Eine Welt, die natürlich schon lange nicht mehr so romantisch verklärt wird wie noch vor 50 Jahren. Eine Welt, die längst entzaubert ist, seitdem man nicht mehr die Zähmung des Wilden Westens besingt, sondern auch lernt, welche Massaker an den Native Americans dem vorangegangen ist. Und natürlich eine Welt, die gerade weil sie so lange romantisiert wurde, mit vielen Klischees zu kämpfen hat.

Jan Korbach selbst ringt auch ein wenig um die passenden Worte, wenn er davon erzählt, wie „Concrete Americana“ entstanden ist und benennen will, was diese Platte sein soll. Nach langem Überlegen sagt er: „Ich glaube, ich würde es am ehesten eine Hommage nennen.“ Und dann erklärt Jan sehr treffend, was seinen Zugang so persönlich oder besonders macht: „Ich habe schon immer viel Country-Musik gehört und wollte diese Musik mal ernsthaft angehen. Ich wusste aber nie so recht, wie das klingen sollte. Wenn andere ‚German Dudes‘ Country spielen, machen sie das oft so halb ironisch. Ich hasse das. Guter Country ist todernst. Nimm die alten Cash-Sachen zum Beispiel. Die ‚American Recordings‘ haben selbst in den Balladen so eine harte Schönheit. Da wollte ich hin.“

Text: Pressemitteilung

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