
Nahezu ausverkauft ist die Lanxessarena an diesem Abend als einer der größten Musiker Deutschlands zur großen Werkschau einlädt. Gut, der Innenraum ist bestuhlt, trotzdem geben die Menschenmassen ein imposantes Bild ab. Ein edler Vorhang verdeckt zunächst die Sicht auf die Bühne, jedoch um ca. viertel nach Acht hebt sich dieser und Westernhagen steht mit einer imposanten 10-Köpfigen Band auf der Bühne. Ganz ohne Support legt der gebürtige Düsseldorfer los. Bei den ersten beiden Stücken bleibt die Stimmung noch zahm, bei „Fertig“ aus dem erfolgreichen „Halleluja“-Album gibt es erste Jubelrufe.
Röhren kann Westernhagen immer noch fast wie früher, allerdings merkt man ihm das Alter schon an. Doch er händelt das sehr positiv, indem er das nicht versucht zu kaschieren. Er lässt das zu, setzt sich hin und wieder und wechselt flottere Stücke mit langsameren Songs ab. So wird zwar manchmal die Stimmung etwas runtergefahren, Längen entstehen jedoch genauso wenig. So gibt es nach dem rockigen, rauen „Mit 18“, eine Ballade im Duett mit Ehefrau Lindiwe Suttle („Luft, um zu atmen“), welche für Gänsehautmomente sorgt.
Bei „Es geht mir gut“ kocht die Arena erstmals, bei „Sexy“ wird das Lied um einige Passagen etwas verlängert. Die meisten Songs sind jedoch sehr Alben getreu.Insgesamt gibt es wenig Wortbeiträge seitens Westernhagen und es geht sehr flott voran. Erfreulicherweise ist der Sound in der Halle überdurchschnittlich gut, die Gesangsstimmen sind kräftig und stimmig. Manchmal fehlt es etwas an Volumen, wenn man bedenkt, dass noch zehn weitere Musiker etwas beisteuern. Leider fehlt dabei ein Saxofon oder Blasinstrument, welches in den Stücken von Marius Müller-Westernhagen durchaus häufiger vorkommt. Das trübt den Genuss des Autors persönlich ein wenig. Jedoch ist die Band erstklassig besetzt und bekommt an der ein oder anderen Stelle Gelegenheit zu glänzen. Neben den Gitarristen Brad Rice und Connor Kennedy, Schlagzeuger Aaron Comess, Heidi Joubert an den Percussions ist auch Ex- Weather-Girl Ingrid Arthur als eine der Background-Sängerinnen mit dabei.
Wer allerdings hoffte, dass der langjährige Keyboarder Helmut Zerlett mit an Bord sein würde, der hoffte vergebens. Nach einer guten Stunde gibt es bereits die erste Unterbrechung und unverständlicherweise verlassen einige Leute bereits nach dem emotionalen „Wieder hier“ bereits die Location. Als Zugabe gab es eine akustische Version von „Weil ich Dich liebe“ sowie „Johnny W.“, bevor es dann doch mit „Freiheit“ zum Showdown endet. Dieses mündet nach sanfter Melancholie in einem flotten Samba-Rhythmus.
Nach nicht ganz zwei Stunden war die nostalgische Reise beendet. Denkt man an die langen Stadienkonzerte von früher zurück, schmerzt es schon etwas. Aber das sollte eher als Kompliment verstanden werden und weniger als Makel.Für schöne Momente gibt es ehrlicherweise kein Limit.
Setlist Marius Müller Westernhagen
Alphatier
Ich will raus hier
Fertig
Taximann
In meiner Bude flipp‘ ich aus
Es geht mir gut
Die Wahrheit
Mit 18
Luft um zu atmen
Sexy
Alles in den Wind
Zeitgeist
Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz
Wieder hier
Lass uns leben
Rosen
Schweigen ist feige
Halt mich noch einmal
Weil ich dich liebe
Johnny W.
Freiheit
Text: Jan Rombout
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