Laurie Anderson veröffentlicht ihr neues Album „Amelia“!

Vor fast 90 Jahren versuchte Amelia Earhart als erster Mensch mit einem Flugzeug die Erde zu umrunden. Es sollte eine Reise ohne Wiederkehr werden, und auch nach all den Jahrzehnten sind noch viele Fragen offen. Zum Beispiel: Was genau geschah mit dem Kommunikationssystem, als Earhart auf einer winzigen Insel im Pazifik zum letzten Mal auftanken wollte? Und: Wo ist das Flugzeug?

Auch Laurie Anderson hatte eine Reihe von Fragen. Aber andere. Als sie begann, über die Musik nachzudenken, die schließlich zu “Amelia” wurde, fragte sich die einflussreiche multidisziplinäre Künstlerin – die erst bei den diesjährigen Grammy Awards mit dem Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde –, wie wohl die Bedingungen im Inneren des Flugzeugs waren. Und wie die Pionierpilotin in fremden Ländern aufgenommen wurde. Und: Was trieb Earhart an, so etwas überhaupt zu wagen? „Ich musste wirklich versuchen, mich in die damalige Situation hineinzuversetzen und herauszufinden, was ihre Motivation war“, sagt Anderson über die Fragen, die den Funken für ihren fesselnden Songzyklus „Amelia“ entzündeten, der am 30. August bei Nonesuch Records erscheint.

In den Geschichtsbüchern und Biografien kann man viel über die Umstände der Reise und ihr tragisches Ende nachlesen, wozu man aber wenig erfährt, ist: wie sich dieses epische Unterfangen für Earhart anfühlte. In Ermangelung dieser Details ließ Anderson ihrer gewaltigen Vorstellungskraft freien Lauf. „Ich dachte mir: Dann stelle ich eben Vermutungen an“, sagt Anderson.

Wer das rege Treiben an der Schnittstelle zwischen populärer Musik und neuer klassischer Komposition im letzten halben Jahrhundert verfolgt hat, weiß, was das bedeutet: Mit „Amelia“ begibt man sich auf eine Reise, die man nicht so schnell vergisst. Eine Reise, die sich entlang vertrauter Konturen bewegt und von dort aus Sprünge ins Mythische und Fantastische unternimmt, wobei sich entlang des Weges immer wieder überraschende Gassen der Introspektion auftun. Seit ihrem Debütalbum „Big Science“ von 1982 hat Laurie Anderson eine ausladende, geradezu unerhört eigenwillige Art des Geschichtenerzählens und der Mythenbildung entwickelt. Ihre Arbeiten lassen sich in keine Schublade stecken. Sie nehmen Elemente aus normalerweise weit voneinander entfernten Kunstformen – Poesie, bildende Kunst, Orchestermusik, improvisierte Musik, Fotografie, Theater, Sounddesign – und verweben sie auf eine Weise, die mindestens entwaffnend und nicht selten sensationell ist. Mit ihren abendfüllenden, multimedialen Arbeiten wie „Moby Dick“ hat Anderson zu neuen Formen des Nachdenkens über Klang, Sprache und die menschliche Existenz angeregt.

„Amelia“ reift seit einem Vierteljahrhundert. Alles begann mit der Idee des Dirigenten Dennis Russell Davies, ein Orchesterstück für die Carnegie Hall zu schreiben, wo ein Programm zum Thema Fliegen geplant war. Tatsächlich wurde das Stück dort 2001 uraufgeführt, doch Anderson hatte das Gefühl, es müsse überarbeitet werden, was sie zusammen mit Davis während einer anschließenden Europatournee tat. Dann legten sie das Stück erst einmal beiseite. Und holten es erst während der Pandemie wieder hervor, um es weiter zu verfeinern. Nachdem das tschechische Orchester Filharmonie Brno seine Parts eingespielt hatte, fügte Anderson Loops (von denen sie einige vor vierzig Jahren kreiert hatte) und zusätzliche Musiker:innen hinzu, darunter die Bratschistin Martha Mooke, den Gitarristen Marc Ribot, den Bassisten Tony Scherr und den Schlagzeuger Kenny Wollesen, und nahm alles in ihrem New Yorker Studio auf.

Während des gesamten Entstehungsprozesses war Anderson auf das Warum von Earhart fixiert. „Ich habe mich viel mit der Frage beschäftigt, warum sie ihre Sache so obsessiv verfolgte“, sagt Anderson und zitiert eine Zeile aus „Flying To The Sun“, in der sie als Amelia sagt: „Where did I get this obsession to hurl myself against the sun?” („Woher kommt meine Besessenheit, mich in Richtung Sonne zu schleudern?“)

Text: Pressemitteilung

Erzählt von uns: Facebooktwitterby feather