Katastrophe oder alles halb so schlimm?

Rock am Ring 2016 in Mendig – Eine Bilanz

Über 70 Verletzte durch Gewitter, Verzögerungen, ein angespannter Veranstalter, der irgendwann sich den Begebenheiten nicht mehr, durch seine jahrelange Konzertveranstaltererfahrung, entziehen konnte und über 90.000 enttäuschte Besucher, so die Bilanz des größten Musikfestivals auf deutschem Boden. Dabei begann es zwar mit dem typischem Rock am Ring Wetter, aber das konnte den ringerprobten Fan nicht runterziehen, zumindest zu Anfang nicht. Es begann mit Nieselregen und einem schon reichlich matschigen Untergrund und We came as Romans die mit ihrem Post-Hardcore gegen das Wetter anspielen konnten und auf dem Flugplatz in Mendig ihre Duftmarke hinterliessen.

Of Mice and men spielten ihren Metalcore gewohnt und routiniert runter und konnten die Frage leicht beantworten, warum sich Linkin Park die Band als Support ausgesucht haben. Bei den Wiking-Metalern von Amon Amarth brannte im wahrsten Sinne des Wortes die Bühne. Die Schweden schaffen es mit viel Pyroeffekten und einer an ein Wikingerschiff erinnernden Dekoration auch optisch zu begeistern.

In dem Stil ging es weiter mit einer Premiere, Breaking Benjamin, die in ihrer Heimat, den USA, mit Alternative Metal schon längst die großen Hallen füllen, waren zum ersten Mal auf dem Rock am Ring Festival und dürfen gerne wieder kommen.

Ein gern gesehener Gast sind die Herren von Disturbed. Deren Sänger David Draiman neben eigenen Songs wie Prayer oder Down with the Sickness auch mal eben ein paar Cover im Gepäck hatten und so den großen Bogen von Simon&Garfunkels The Sound of silence über Baba O´Riley der Who bis zu Killing in the name of von Rage against the mashine schlagen konnte.

Nach einem Auftritt von Sabine, einem Sidekick aus der Fernsehsendung Circus Halligalli, die assistiert von den Moderatoren Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt, mit Unterstützung der Zuschauer Midnight Lady, des ehemaligen Smokie Sängers Chris Norman mehr oder weniger zum Besten gab, wartete man gespannt auf Tenacious D.

Nach dem unüblich langen Intro, spürte man schon, dass irgendwas nicht stimmte. Nach einem heftigen, auch für den Landstrich ungewöhnlich starken Gewitter, mit mehreren Verletzten wurde Rock am Ring gestoppt und man spürte die Verunsicherung der Beteiligten deutlich.

Nach einer langen und zähen Wartezeit war es dann die Band aus Jack Black und Kyle Gass, die mit ihren Späßen, die Fans, denen der Schreck deutlich anzumerken war, wieder in Stimmung brachte. Das schafften die beiden mit Songs wie Rize of the Fenix, Roadie oder Tribute bestens. Auch wenn man die Gags wie etwa das eingespielte Video schon seit Jahren kennt. Lachen ist die beste Medizin und das gilt auch für diese Situation, bei der niemand wusste, wie es den Verletzten geht.

Mit Panic at the Disco gabs dann gut gemachten Alternative Rock aus Las Vegas/Nevada, die mit ihren Hits Nine in the afternoon, I write Sins not Tragedies und einem Queen Cover von Bohemian Rhapsody überzeugen konnten.

Danach war es dann Zeit für den Hauptact, Volbeat aus Dänemark, die am Freitag ihr jüngstes Album Seal the deal & let´s boogie veröffentlichten und mit Songs wie The devils bleeding crown, Black Rose und  den Klassikern der Rock-Metal Band aus Kopenhagen wie Sad man´s Tongue, Lola Montez oder Fallen bewiesen, dass sie die Rolle eines Headliners voll und ganz verdienen und sie widmeten auch einen Song dem 2015 verstorbenen Lemmy, der mit seiner Band Motörhead auch mehrere Male bei Rock am Ring zu Gast war.

Wer dann noch wollte, der konnte mit Major Lazer und Rudimental noch die Nacht zum Tag machen.

Am Samstag dann gespannte Vorfreude, die durch die Meldungen der Verletzten und zwei reanimierten Zuschauern bei so manchem Besucher ins genaue Gegenteil schlug. Kontrovers wurde diskutiert, wie und ob es weitergehen soll mit Rock am Ring 2016, was dann in einer Pressekonferenz von Veranstalter Marek Lieberberg mit einer Pause im Spielplan bis 21 Uhr entschieden wurde.

Danach ging es dann furios weiter, mit Auftritten der Deftones, dem eigentlichen Headliner des Samstags, den Red Hot Chilli Peppers, die einen vielumjubelten Auftritt hinlegten und zwar mit einem verkürzten, aber nicht weniger hitintensiven Gig über Can´t Stop, Under the Bridge oder Soul to Squeeze, inklusive einer Würdigung des verstorbenen Muhammad Ali, dem größten Boxer aller Zeiten und einem nicht minder euphorischen Gig von Billy Talent, die sich auch für noch größere Aufgaben bewarben.

Damit war auf der Hauptbühne Feierabend, aber der Samstag noch nicht beendet, denn mit Bullet for my valentine und den Cowboys aus Berlin The BossHoss kam nochmal Stimmung auf.

Man konnte es den ganzen Tag schon ahnen, aber als Marek Lieberberg sich gegen 02:30 Uhr erneut auf die Bühne begab um den Leuten mitzuteilen, dass Rock am Ring am Sonntag keine Fortsetzung finden darf, da wurde einem klar, dass man Bands wie Black Sabbath, Fettes Brot oder Biffy Clyro dieses Jahr nicht mehr auf dem Rock am Ring Festival sehen kann.

Es gilt jetzt die Scherben zusammenzufegen und sich erneut zusammenzusetzen, um Rock am Ring 2017 zu planen.

RAR

Text: Dennis Kresse

 

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