Käpt´n Helge zieht auf´s Land!

Eine schöne Idee hatten Anke Soebek und Ferdy Doernberg, den man unter anderem durch seine Arbeit mit Axel Rudi Pell kennt und schätzt. Die beiden nahmen am Schicksal des Mops Helge, der bei einem Kampf mit einer Katze ein Auge verlor, Anteil und schufen mit Käpt´n Helge zieht aufs Land das wohl erste Metal Musical für Kinder. Wieso, Weshalb, Warum, das erzählt uns der musikalische Leiter dieses lobenswerten Projekts, Ferdy Doernberg und er hat noch allerlei weitere Geschichten im Gepäck. Viel Spaß mit dem Interview.

Warum ein Metal Musical und dann auch noch eins für Kinder?

Nur auf Metal begrenzt ist es ja eigentlich nicht. Es ist sozusagen ein „subkulturell gegroundetes Punkrock-meets-Metal-meets-Country-meets-Gothic-meets-Rockabilly-meets-Seemannslieder-meets-NDW-meets-Pop-meets-Oi!-Rockmusical/Hörspiel“ für Kinder! Der Ansatz war eben der, eine rockige Kinderplatte mit handgemachter Musik und durchaus dem Mut zu Gitarrensoli zu machen. Wir selbst haben zwar keine Kinder – aber viele Freunde von uns klagten immer darüber, dass sie so unter den herkömmlichen und oft sehr lieblos nur mit Computersounds gemachten Kinderplatten leiden würden – und so kam uns die Idee, mal eine Kinderplatte zu machen, an der sich auch die Eltern erfreuen können und bei der alles mit Liebe zum Detail und ausschliesslich mit echten Instrumenten „handgemacht“ ist – also so wie eine „ernstgemeinte“ CD für Erwachsene eben auch!

Wie sind denn die Testvorführungen an Kindern abgelaufen? Mein Neffe (8 Jahre) liebt es 😉

Oh schön, das freut mich! Eigentlich durchgehend positiv! Offizielle Testvorführungen gab es aber nicht. Aber natürlich kennen die Kinder einiger Mitwirkender und Freunde von uns die CD schon seit längerem!

Ihr habt einen illustren Kreis an Musikern im Studio gehabt, war es schwer, die zu überreden?

Alle Mitwirkende sind Freunde von uns, mit denen ich bis auf wenige Ausnahmen auch zusammenarbeitet oder in der Vergangenheit zusammengearbeitet habe. Das war eigentlich weniger kompliziert als wir uns das vorgestellt hatten. Nachdem der Anfang gemacht worden war, kam es dann auch vor, dass sich Leute bei uns meldeten und fragten, ob wir noch einen Part für sie hätten. Wir sind extrem dankbar und glücklich, so viele talentierte Freunde zu haben, die allesamt einen tollen Beitrag abgeliefert haben. Das Ganze war sozusagen ein Selbstläufer, und es wurden irgendwie immer mehr, haha! Am Ende konnten wir es kaum glauben – aber es sind tatsächlich 64 Mitwirkende:

Sascha Pierro ( Marquess ), Chris Caffery ( Savatage ), Matt Gonzo Roehr ( Böhse Onkelz ), Axel Rudi Pell, Henny Wolter ( Nitrogods, Thunderhead ), Christof Stein-Schneider ( Fury In The Slaughterhouse, Wohnraumhelden ), Sebi Stomper ( Stomper 98 ), Frank Pané ( Bonfire ), Jeff Kollman ( UFO, Chad Smith´s Bombastic Meatbats, Glenn Hughes ), Helge Engelke ( Fair Warning ), Roland Grapow ( Masterplan, Helloween ), Chris Zeller ( Rotz & Wasser )Chris Laut ( Ohrenfeindt ), Oliver Schröder ( u.a. Otto Waalkes ), Steve Mann ( Sweet, Eloy, MSG ), Carsten Lizard Schulz ( Domain, Dead End Heroes, Evidence One ), Marcel Brozeit ( Emscherkurve 77 ), Dick Dropkick ( Spitfire ), Thomas Kroll ( Vortex ), Daniel Schulz ( Unzucht ), Christos Mamalitsidis ( Nikki Puppet, Victory ), Marco Wriedt ( Axxis ), Stefan Putnik ( Wien´s No. 1 ), Adrian Kühn ( Kärbholz ), Marvin Glytas ( Herzlos ) , Tommi Tox ( Toxpack, Stomper 98 ), Schröder ( Berserker ), Sabina Classen ( Holy Moses ), Frank Paul ( Oceans Of Time ), Thomas Enders ( Brennstoff ), Mike Terrana ( Yngwie Malmsteen, Rage, Tarja, etc…), Alex Wenn ( Gunter Gabriel, Matt Gonzo Roehr ), Mike Mandel ( Rough Silk, Matt Gonzo Roehr ), Martin Huch ( Heinz Rudolf Kunze, Reinhard Mey, Stoppok ), Dr.Thorstein ( Terill ), Ecki Huedepohl ( It´s M.E. ) , Ralf Koopmann ( Die Blumen ), Oliver Jaath ( Reckless Tide ), Costa Pantasidis ( u.a. Helene Fischer ), Miriam Olbrich ( Traum er´leben ), Subculture Squad ( Jan Subculture, Nils Subculture, Max Subculture, Calle Subculture ), Daniel Siebert ( Inquiring Blood ), Thomas Richter ( Vogelfrei ), Chris Schulz ( Slow Horses ) sowie noch Sprecher, Background-Vokalisten und natürlich die Kinder, die die Kinderstimmen eingesungen und performt haben.

Was ich persönlich besonders toll finde, ist, dass so viele verschiedene Musiker aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen auf der CD vertreten sind.

Gibts eine Anekdote die du unseren Lesern erzählen kannst?

Da es nicht nur ein Album voller Songs ist, sondern eben auch ein Hörspiel, ging zum Beispiel viel Zeit für „Fieldrecordings“ drauf. So stand ich zum Beispiel ca. eine Stunde lang in der Lüneburger Heide inmitten einer Schafherde mit einem mobilen batteriebetriebenen Aufnahmegerät und wartete darauf, dass sie „mäh“ sagen würden. Was taten sie aber ? Gras fressen!!! Haha!!

Ist eine Fortsetzung geplant?

Im Moment nicht akut – aber da sind die Möglichkeiten ja unbegrenzt. Das hängt natürlich auch ein bischen davon ab, wie die Reaktionen ausfallen.

Wer ist auf die Idee gekommen ein Rockmusical über einen Mops zu machen?

Helge, den Mops, gibt es ja wirklich und nachdem leider einmal im Garten von einer dort eingedrungenen kampferprobten Bauernhofskatze ein Auge so stark verletzt wurde, dass es nicht mehr zu retten war, entstand für den nun einäugigen Mops schnell der Spitzname „Käpt´n Helge“ und damit die wurde er natürlich zwangsweise zum Piratenmops. Daraus entstand dann der Refrain des Songs „Ahoi, Käpt´n Helge“ eigentlich mehr als ein Joke. Irgendwann kam uns dann die Idee, mehr daraus zu machen. Das Ganze ist eigentlich im Grundkonzept relativ schnell – und ein Grossteil der Story sowie die Grundidee für einige Lieder sogar auf einer langen Autofahrt – entstanden und das Songwriting dauerte nicht lange. Was dann lange dauerte, war halt die Umsetzung. Da wir ja sehr viele Gäste auf der CD haben, musste das natürlich von den Terminen her passen

Ein Musical gehört auf die Bühne, sind da Planungen im Gange?

Im Moment steht erstmal die CD im Focus. Konzerte sehen wir da eher nicht so. Das wäre auch schlecht umsetztbar. Aber falls genug Interesse besteht, haben wir noch einige ganz andere Ideen mit dem Käpt´n im Hinterkopf – aber erstmal die CD….

Stand vorher fest, welcher Gastmusiker welche Rolle übernehmen wird und wurde sie ihm auf den Leib geschrieben?

Direkt jemandem auf den Leib geschrieben wurden nur 2 Songs: „Carlos der Stier“, da Daniel Schulz von Unzucht ja Halb-Spanier ist und „Franzl, der Marder“- der wurde auch erst geschrieben, nachdem wir Stefan Putnik kennenlernten und er uns mit seinem Wiener Akzent und Schmäh sowie seinem angenehmen Wesen beeindruckt hatte. Bei anderen Songs hatten wir definitv Wunschkandidaten im Auge, die dann zum Glück sofort zusagten ( Chris Zeller, Chris Laut und Christof Stein-Schneider z.b.) – „Ahoi Käpt´n Helge“ und „Zähneputzen“ musste ja z.b. jemand singen, der des Hanseatischen Dialektes mächtig ist und auch ein gewisses schauspielerisches Talent hat, da ja die Sänger auch gleichzeitig ihre Rollen im Hörspielpart auch sprachen.

Ein absoluter Wunschkandidat war z.b. auch Sebi Stomper, da sein Song ja eigentlich eine Mischung aus Motörhead und Agnostic Front ist – aber mit einer derartigen tieferen Lemmy-artigen Stimme wahrscheinlich für Kinder nicht mehr verständlich gewesen wäre, und bei dem Song ist der Text sehr wichtig, da sehr viel lehrreiche Informationen transportiert werden – darum hatte ich sofort Sebi im Ohr, der ja eine klarere, hohe und trotzdem Hardcore-punkige-Stimme hat und dann zum Glück auch sofort zusagte. Er hat selbst Kinder und

Welche Erwartungen hast du an das Album?

Hm, das ist schwierig, da es ein solches „Punkrock-meets-Metal-meets-Country-meets-Gothic -meets-Rockabilly-meets-Seemannslieder-meets-NDW-meets-Pop-meets-Oi!-Rockmusical/Hörspiel“ für Kinder in dieser Form ja bisher noch nicht gegeben hat. Als Godfather könnte da höchstens Peter Maffay mit seinem Tabaluga-Projekt herhalten (Den ich auch sehr schätze!), da er da ja auch eine Geschichte mit Songs vermischt. Musikalisch sehe ich „Käpt´n Helge“ da allerdings doch ganz woanders und auch die Geschichte unterscheidet sich ja sehr. Aber die Kombination Hörspiel und Rockmusik hat er damit ja quasi erfunden. Insofern ist er da schon ein Vorreiter. Allerdings ist unser Album damit schon nur bedingt zu vergleichen, denke ich! Es ist halt wirklich ein echtes Rockalbum für Kinder mit Mut zu virtuosen Gitarrensoli, wilden Drums, Shoutchören, verzerrten Gitarren einerseits – und leisen Country-, Reggae- und sogar Folk-Parts andererseits – je nachdem, was die Geschichte am jeweiligen Punkt gerade erfordert. Insofern kann man da schlecht Prognosen abgeben. Für mich persönlich ist es allerdings schon jetzt ein großer künstlerischer Erfolg, die fertige CD in den Händen zu halten und nach der genzen Arbeit zufrieden damit sein zu dürfen. Natürlich hoffe ich sehr, dass es den Weg in viele Kinderzimmer und vielleicht auch in die Anlagen „großer Kinder“ finden wird.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute.

Interview: Dennis Kresse

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