
John & Yoko, Plastic Ono Elephant’S Memory Band – „Power to the People: Live One to One, 1972“
Mit „Power to the People: Live One to One“ öffnet sich ein seltenes Zeitfenster in die politische, persönliche und musikalische Welt von John Lennon und Yoko Ono im Jahr 1972. Aufgenommen im Madison Square Garden, war das Konzert ursprünglich als Benefizshow für behinderte Kinder gedacht – doch es wurde weit mehr: ein leidenschaftliches, chaotisches Manifest zwischen Aufbruch, Protest und privater Verletzlichkeit.
Lennon, gerade aus der Beatles-Zeit herausgewachsen und auf der Suche nach einer neuen Stimme, präsentiert sich hier ungeschliffen, spontan und kompromisslos. Unterstützt von der Elephant’s Memory Band, kracht und rollt der Sound roh und direkt – ein wilder Mix aus Rock, Blues und politischem Aufruhr. „Come Together“, „Instant Karma“ und „Power to the People“ klingen weniger wie Hits, mehr wie Schlachtrufe einer Generation, die zwischen Vietnamkrieg und Watergate nach Wahrheit sucht.
Yoko Onos Auftritte – oft umstritten – wirken heute erstaunlich modern. Ihre experimentellen Stücke wie „Born in a Prison“ brechen mit der Erwartungshaltung des Publikums, verleihen dem Abend aber eine radikale Dringlichkeit. In ihrer Verbindung von Performance, Feminismus und Avantgarde entsteht jene kreative Spannung, die Lennon so faszinierte.
Klanglich bleibt „Live One to One“ ein authentisches Dokument: keine sterile Perfektion, sondern ehrlicher, menschlicher Rock’n’Roll. Dieses Konzert ist kein Denkmal – es ist ein Herzschlag. Ein Abend, an dem Idealismus, Liebe und Lärm untrennbar miteinander verschmelzen.
Ein Stück Zeitgeschichte, das zeigt, wie laut Hoffnung klingen kann.
Text: Dennis Kresse
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