Heinz Rudolf Kunze ist in der deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken. Zwar blieb der ganz große Erfolg aus, Gehör verschafft sich Kunze jedoch regelmäßig auch zu politischen sowie gesellschaftlichen Themen. Nach eigener Aussage aus dem Jahr 2020 verkaufte er bis dahin die stolze Summe von 4,5 Millionen Tonträger. So ist es nicht verwunderlich, dass die bestuhlte Mitsubishi Electric Halle doch recht ordentlich befüllt ist und viele sich einfinden, um neben einigen Hits eben auch Werke aus dem neuen Studioalbum „Können vor Lachen“ zu genießen. Kunze und Band namens Verstärkung arbeiten mit dem Stilmittel des weißen Vorhangs zu Beginn. Die Band ist dahinter bei den ersten Tönen des Openers „Der Irrsinn hat System“ versteckt und als dieser runtergerissen wird, steht Kunze in einer Zwangsjacke auf der Bühne. Das und auch der Titel des Songs spiegeln Kunzes Anliegen wider: Er hat eine Haltung und Meinung und wird diese auf den Abend verteilt auf verschiedene Art und Weise ausdrücken.
Der Sound ist ausgewogen und stimmig, die Lautstärke angenehm, denn es dröhnt zu keinem Zeitpunkt und auch Rückkopplungen gibt es nicht. Das Publikum genießt und lauscht eher zurückhaltend und applaudiert nur nach Ende der Stücke oder wenn es jemand auf der Bühne vorgibt.
Zwischen den Songs liest und spricht Kunze Reime und Lyriks zur politischen Lage wie zum Beispiel gegen Kräfte, die die Demokratie gefährden, er nennt die AfD dabei nicht beim Namen. Dafür gibt es den meisten Applaus und wohl die größte Einigkeit im Saal. So auch bei dem Song „Igor“, indem Wladimir Putin direkt angesprochen wird, wie er bei seiner kriegerischen Politik noch ruhig schlafen könne. Bei Gesellschaftsthemen, wie veganer Ernährung oder dass der Rock verweichlicht sei und es doch Alternativen zwischen Ross Anthony und Lindemann geben müsse, finden mal weniger, mal mehr Zustimmung. Das nimmt Kunze aber durchaus in Kauf. Mit den Hits „Brille“ und „Meine eigenen Wege“ endet der erste Teil des Abends, bevor Kunze und seine 6-köpfige Verstärkung sich eine Verschnaufpause können.
Im zweiten Teil gibt es mehr Hits und somit ändert sich auch die Stimmung etwas. „Mit Leib und Seele“ bewegt die meisten Leute sich von den Stühlen zu erheben, spätestens bei dem wohl größten Erfolg „Dein ist mein ganzes Herz“ gibt es kein Halten mehr. Leute rücken nach vorn, tanzen auf den Gängen zwischen den Stuhlreihen und sind jetzt nicht mehr nur mit dem Herzen, sondern auch körperlichen Einsatz dabei. Gehen Kunze & Verstärkung von der Bühne stimmt das Publikum den Refrain von „Wenn Du nicht wiederkommst“ an und fordert somit im Chor die Rückkehr und weitere Zugaben.
Spätestens der zweite Teil des Konzertes zeigt eindrucksvoll, dass Heinz Rudolf Kunze immer noch vorne mitmischt und große Bühnen und Hallen mit seiner Poetik über 2 ½ Stunden exzellent unterhalten kann. Dass es auch musikalisch ein Hochgenuss wird, dafür sorgt seine hochprofessionelle Band, mit der er teilweise lange Jahre unterwegs ist.
So ein Programm auf die Beine zu stellen und so perfekt zu spielen und dabei das Publikum auf eine persönliche Art und Weise mitzunehmen, das sucht seines Gleichen. Das war toll!
Setlist Heinz Rudolf Kunze:
Der Irrsinn hat System
Wunderkinder
Halt das Herz an
Der schwere Mut
Können vor Lachen
Klar hab ich geweint
Igor
Aller Herren Länder
Brille
Meine eigenen Wege
20 Minuten Pause –
Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort
Ich hab’s versucht
Halt mich fest
Kein Zeitgefühl
Leg nicht auf
Mit Leib und Seele
Leuchtturm
Dein ist mein ganzes Herz
Alles was sie will
Finden Sie Mabel
Ich brauch Dich jetzt
Lola
Rückenwind
Wenn du nicht wiederkommst
Text: Jan Rombout
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