
„Ich glaube, in meinem Fall macht es keinen Unterschied, ob ich mich nun als Künstlerin oder einfach als Mensch fühle. Die Musik ist nun mal meine Art, mich auszudrücken, und ich betrachte die Kunst, die Musik als Ganzes – ohne Grenzen, Unterteilungen, ja sogar ohne Genrebegriffe.“ (Hania Rani)
Die Pianistin und Komponistin Hania Rani pendelt zwischen Warschau, ihrer Wahlheimat, und Berlin, wo sie studiert hat und nach wie vor häufig arbeitet. Sie hat Stücke für Streicher, Klavier, Gesang und Electronica komponiert, hat u.a. bereits mit Musikern wie Christian Löffler, Dobrawa Czocher und Hior Chronik zusammengearbeitet. Erst letztes Jahr hat Rani mit ihrer polnischen Gruppe tęskno ein Album vorgelegt. Auch auf einigen der bekanntesten Bühnen Europas ist sie bereits aufgetreten – angefangen bei der Nationalphilharmonie Warschau über das Berliner Funkhaus und das Londoner Roundhouse (wo sie erstmals im Oktober 2018 beim Festival anlässlich des 10. Jubiläums von Gondwana Records auftrat) bis hin zu Festival-Auftritten bei Open’er, dem Scope Festival und Eurosonic. Ranis Kompositionen für Soloklavier basieren auf ihrer Faszination für dieses Instrument und auf dem Wunsch, nach ihren eigenen Regeln alle klanglichen und harmonischen Möglichkeiten des Klaviers auszuschöpfen.
Das im April 2019 veröffentlichte Solo-Debütalbum Esja sei genau genommen ihr erstes wirklich persönliches Statement als Künstlerin, so die Polin: „Schluss mit dem Versteckspiel hinter ‘Kollaborationen’ und irgendwelchen ‘Projekten’. Ja, endlich geht es zum allerersten Mal einfach nur um mich, so wie ich bin.“
Aufgenommen in Hania Ranis Wohnung in Warschau – ihr Klavierzimmer hat eine ausgezeichnete Akustik; sie benutzt den Raum inzwischen als (Kunst-)Studio sowie als eine Art Labor für Klangexperimente – sowie im Studio ihres Freundes Bergur Þórisson in Reykjavik, vereint Esja insgesamt 10 melodische Vignetten aus ihrer Feder. Sinnlich, gefühlvoll, rhythmisch, atmosphärisch, offen und doch harmonisch, betörend und hypnotisch, wecken ihre Kompositionen ein Gefühl, das die Grenzen von Raum und Zeit für einen Moment auszuradieren scheint.
Ursprünglich hatte Rani gar nicht geplant, ein Soloklavier-Album zu veröffentlichen. „In erster Linie möchte ich, dass man mich als Komponistin wahrnimmt – unabhängig von irgendeinem Instrument oder irgendeiner Stimme. Dieses Soloalbum entstand jedoch, als ich nach Reykjavik ging, wo mir im Studio sofort ein paar neue Songideen kamen; die besagten Kompositionen sind also fast schon improvisiert. Erst danach fasste ich den Entschluss, ein richtiges Soloklavier-Album zu veröffentlichen… und damit etwas über meine musikalischen Wurzeln preiszugeben, denn die liegen schon ganz klar in diesem Instrument. Andererseits ist das Album eine Art Vorspiel, ein erster Vorgeschmack auf die Musik, die ich als nächstes veröffentlichen möchte.“
Aufgewachsen ist Hania Rani in Danzig. Obwohl sich ihre Eltern beruflich der Architektur und der Medizin widmeten, wuchs sie mit sehr viel Musik und Filmen auf. Während sie zunächst klassische Musik studieren wollte, kam Rani im Studium auch mit Jazz und Electronica in Kontakt, was ihren Ansatz deutlich erweitern sollte, wie sie sagt – schließlich sei sie plötzlich an einem „Mix aus Chopin & Schostakowitsch mit Dave Brubeck und Moderat“interessiert gewesen. Zu weiteren zentralen Einflüssen zählen unter anderem Max Richter, Esbjörn Svensson, Miles Davis, Nils Frahm, Murcof, Portico Quartet, Radiohead und sogar die Beatles.„Was all diese Künstler verbindet und mich so sehr inspiriert, ist ihre Herangehensweise als Musiker, ihr Klangverständnis. Ich finde, sie alle vereinen beides: So viel Gefühl – und so viel Geist.“
Die Liste der Einflüsse beschränkt sich dabei nicht bloß auf die Musik von Vorreitern und Vorbildern, auch viele Orte, die sie besucht oder an denen sie gelebt hat, hätten ihre Spuren hinterlassen: „Es geht um Gefühle, um eine Atmosphäre, gelegentlich auch um Erinnerungen. Mein Umzug nach Berlin (wo man die Freiheit hat, sich selbst zu verwirklichen), meine Erkundungstouren durch Island oder auch durch die wilden Berglandschaften derBieszczady im Südosten Polens, das alles hat mich sehr geprägt als Mensch – und folglich auch als Künstlerin.“ Dazu kamen visuelle Einflüsse, u.a. aus der bildenden Kunst. Ihr Vater war als Architekt tätig, und überhaupt waren visuelle Elemente schon immer sehr wichtig für Rani. „Ich würde sogar sagen, dass meine Musik gar nicht mal so sehr von anderer Musik beeinflusst ist, sondern eher von all den anderen Dingen. Die Form meiner Stücke kann zum Beispiel von Architektur und Design beeinflusst sein. Ich übersetze dann diese ‘fremde’ Formsprache in meine eigene Sprache, die Musik, und das Ergebnis finde ich sehr viel spannender als das reine Bezugnehmen auf die Musik selbst.“
Da oftmals ein Bild oder ein Farbton den Ausgangspunkt für eine Komposition bildet, spricht sie selbst auch vom „sound image“, dem Klangbild: „Ich kann diese Farben, die Stimmung wirklich genau spüren – so deutlich wie eine Fotografie. Wenn das Bild stark genug ist, dann finde ich die passenden Töne dazu sehr schnell; ich baue einfach genau das Bild nach, was ich im Kopf habe. Die Musik füllt den Raum, sie erschafft neue Welten, neue Räume.“
19/11/2019 Hamburg (DE), Nachtasyl
20/11/2019 Berlin (DE), Roter Salon
22/11/2019 Nürnberg (DE), Museum
23/11/2019 Wiesbaden (DE), Museum
27/11/2019 Köln (DE), Stadtgarten
08/12/2019 München (DE), Milla
15/12/2019 Stuttgart (DE), CANN
17/12/2019 Jena (DE), Trafo
Text: Pressemitteilung
Credits: Kinga Karpati


