
Amelia Baratt & Bryan Ferry – Loose Talk
Bryan Ferry in einem Musikmagazin vorzustellen, käme dem sprichwörtlichen Tragen von Eulen nach Athen gleich. Der Brite war bereits mondän, als dieses Wort noch kaum jemand kannte – ein Dandy par excellence, der in Maßanzügen das perfekte Gegenstück zur aufkommenden Punkbewegung bildete, die Ende der 1970er Jahre von London aus die Welt eroberte.
Mit Roxy Music schuf Ferry Klassiker wie Oh Yeah, On the Radio, Dance Away oder Virginia Plain. Der größte Erfolg der Band war jedoch ein Cover: Jealous Guy von John Lennon, das in der Version von Roxy Music sogar bekannter wurde als das Original.
Weniger bekannt, aber nicht minder faszinierend ist Amelia Barratt. Die schottische Künstlerin und Literatin kombiniert Bildende Kunst mit Poesie – und tritt nun gemeinsam mit Ferry auf: Während er sie am Piano begleitet, trägt Barratt ihre eindringlichen Texte vor. Eine aufregende Begegnung, wenn Ferrys musikalische Fragmente auf Barratts poetische Bilderwelten treffen.
Reduziert instrumentiert und mit sanften Elektro-Einflüssen versehen, entfaltet sich ein Werk, das Raum lässt: Raum für Amelia Barratts charismatische Stimme, ihre eindrucksvollen Texte – und für Bryan Ferry, der mit fast 80 Jahren noch immer der Inbegriff von Stil ist. Zusammen haben sie ein faszinierendes Album geschaffen, das ebenso leise wie nachhaltig beeindruckt.
Text: Dennis Kresse
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