„Brotstock“ ist das finale Lebenszeichen einer Band, die drei Jahrzehnte lang Humor, Haltung und hanseatische Lässigkeit unter einen HipHop-Deckel gepresst hat. Der Mitschnitt ihres Abschieds-Open-Air ist kein sentimentaler Schwanengesang sondern ein Feuerwerk aus Hits, Erinnerungen und jener charmanten Selbstironie, die Fettes Brot immer von der Konkurrenz abhob. Schon beim ersten Track springt die Energie über: Die Klassiker klingen live wuchtiger, schweißiger, manchmal auch rührender als in ihren Studiofassungen. „Jein“, „Emanuela“, „Nordisch by Nature“ – alles Songs, die sich im kollektiven Gedächtnis festgefressen haben und hier noch einmal mit voller Wucht zünden.
Zwischen Party-Abriss und Abschiedsschluck zeigen sich aber auch leise Untertöne. Wenn die Brote ihre nachdenklicheren Nummern anstimmen, liegt plötzlich etwas Wehmut in der Luft – ein Gefühl, das nicht kitschig gerät, sondern der jahrzehntelangen gemeinsamen Geschichte angemessen ist. Musikalisch überzeugt „Brotstock“ durch seine opulente Live-Besetzung: Bläser, Band, Gäste, der Chor aus zehntausenden Fans – all das verleiht dem Konzert eine wärmende Dichte, die man bei Live-Alben selten so organisch erlebt.
„Brotstock“ ist damit mehr als ein Best-of-Live: Es ist eine Momentaufnahme voller Wucht, Abschiedsliebe und norddeutschem Augenzwinkern. Ein Album, das zeigt, warum Fettes Brot so lange relevant waren – und warum ihr Abgang laut sein musste. Wer sie mochte, bekommt hier den perfekten Schlussakkord. Wer sie verpasst hat, kann sich immerhin mit diesem Live-Koloss trösten. Ein würdiges Finale, das noch lange nachklingt.
Text: Dennis Kresse
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