„Elaste 1980–1986“ ist ein opulentes Zeitdokument über ein Magazin, das weniger berichtete, als dass es eine Haltung verkörperte. Der voluminöse Bild- und Textband rekonstruiert jene Jahre, in denen New Wave, Subkultur und stilistische Übermutproben keine Randerscheinung waren, sondern ein Lebensgefühl. Auf mehr als fünfhundert Seiten entfaltet sich ein Panorama, das nicht erklärt, sondern erlebt werden will: schrille Mode, ungestüme Typografie, wagemutige Fotografie und Texte, die so unberechenbar sind wie die Jugendbewegung, der sie entstammen. Dieses Buch von den ELASTE-Herausgebern Thomas Elsner und Michael Reinboth, blickt zurück auf den Pioniergeist, die Köpfe und die Geschichten hinter der Zeitschrift.
Der Band ist keine lineare Chronik, sondern ein Strom von Fragmenten, Fundstücken und Perspektiven. Die Herausgebenden nutzen den Reichtum an Originalmaterial, um nicht nur die Geschichte des Magazins, sondern auch den Geist einer Ära einzufangen, in der man sich mit Fanzines und Fotokopierern eine eigene Welt erschuf. Interviews, Essays und Bildstrecken zeigen eine Subkultur, die gleichzeitig verspielt, politisch und unangepasst war – und die sich gegen den Mainstream nicht durch Lautstärke, sondern durch Stil behauptete.
Stärken des Buches liegen in seiner visuellen Energie und seinem Mut zur Überfülle. Die Atmosphäre der frühen achtziger Jahre wird nicht bloß abgebildet, sondern regelrecht neu aufgeladen. Wer sich für die Ästhetik dieser Zeit interessiert, findet hier ein Kaleidoskop, das von modischer Extravaganz bis zu rohem DIY-Charme reicht. Zugleich deutet der Band immer wieder an, wie prekär diese ästhetische Freiheit war: ein Magazin, das im Eigenverlag erschien, getragen von Enthusiasmus, Improvisation und dem Willen, anders zu sein.
Allerdings verlangt das Buch seinen Leserinnen und Lesern auch einiges ab. Es ist kein nüchtern sortiertes Geschichtswerk, sondern ein bewusst ungebändigter Bilder- und Gedankenraum. Wer eine straffe, chronologische Erzählung sucht, wird sich in der Fülle verlieren. Und wer keinen Bezug zur Subkultur der achtziger Jahre hat, könnte sich bisweilen so fühlen, als stehe er vor einer fremden, glänzenden Vitrine, deren Codes sich nicht sofort erschließen.
Doch gerade diese Kompromisslosigkeit macht „Elaste 1980–1986“ zu einem faszinierenden Werk. Es ist ein Buch für Menschen, die Style und Substanz nicht als Gegensätze begreifen, sondern als zwei Seiten derselben Aufbruchsgeste. Ein ästhetischer Rausch, ein Archiv der Unangepasstheit – und ein eindringlicher Beweis dafür, dass Subkultur immer dann am stärksten ist, wenn sie sich nicht erklären muss.
Text: Dennis Kresse
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