Ein Klassiker, der wieder atmet – und endlich so klingt, wie er immer klingen wollte.

Ultravox – The Collection 2025 Remastered

Mit der 2025er Neuauflage von The Collection liefert Ultravox nicht einfach eine weitere Remaster-Variante eines längst erschienenen Best-of-Albums. Vielmehr zeigt sich hier, wie sorgfältige Restaurierung ein vertrautes Klangbild nicht nur schärfen, sondern völlig neu erlebbar machen kann. Das Ergebnis ist eine Kompilation, die gleichzeitig nostalgisch und zukunftsoffen wirkt – fast so, als hätte man den Synthpop neu entstaubt und dabei in seiner ursprünglichen Strahlkraft belassen.

Klarer, wärmer, präsenter – das neue Klangbild

Schon der Opener „Dancing With Tears in My Eyes“ demonstriert, worin die größte Stärke dieser Edition liegt: Die Synthies wirken transparenter, der ikonische Schimmer ist feiner ausbalanciert, und Midge Ures Stimme rückt deutlicher nach vorne, ohne ihre melancholische Patina zu verlieren.

Die Drums – oft die Achillesferse früher Digitalremaster – klingen hier kräftiger, ohne den typischen 80s-Charakter zu verwässern. Man hört mehr Tiefe im Low-End, ohne dass der Mix ins Moderne geglättet wird.

„Vienna“, immer noch der heilige Gral des Ultravox-Katalogs, profitiert besonders. Die neue Version wirkt wie ein frisch poliertes Denkmal: Der Raum hallt breiter, das berühmte Synth-Stakkato schneidet klarer, und die Spannung zwischen orchestraler Theatralik und kalter Elektronik tritt deutlicher hervor. Es ist fast irritierend, wie viel Detail im Originalmix bereits vorhanden war — und wie wenig davon früher wirklich hörbar wurde.

Mehr Luft, mehr Raum, weniger Staub

Man hat sich offensichtlich gegen eine übertriebene Loudness-Optimierung entschieden. Gut so. The Collection bleibt dynamisch, atmet, lebt – etwas, das vielen 80s-Neuauflagen der letzten Jahre abhanden kam.

Tracks wie „Reap the Wild Wind“ oder „All Stood Still“ gewinnen durch diese Luftigkeit eine fast jugendliche Energie zurück. Die Gitarrenfetzen sitzen präziser, während die Synth-Elemente nicht mehr ineinander verschwimmen, sondern fein voneinander getrennt stehen. Das macht die Remaster-Version nicht nur klarer, sondern auch emotional direkter.

Ein Best-of, das wirklich eines ist

The Collection war schon 1984 eine außergewöhnlich starke Zusammenstellung — eine Art Brücke zwischen Post-Punk, New Romantic und Synthpop-Epik. In der 2025er Edition wird diese Dramaturgie noch deutlicher hörbar.

Was früher eine lose Aneinanderreihung großer Songs war, klingt jetzt wie ein kohärenter musikalischer Gedankenprozess: kühl, ästhetisch und mit Ambition.

Die 2025er Remastered Edition von Ultravox – The Collection ist ein Musterbeispiel dafür, wie man Klassiker behutsam in die Gegenwart holt, ohne ihre DNA anzutasten. Sie klingt klarer, lebendiger, würdevoller und zeigt, wie modern diese Band eigentlich immer war.

Für Fans Pflicht. Für Neueinsteiger ein idealer Zugang. Für Audiophile eine Freude. Es ist eine Erinnerung daran, wie elektrisierend Ultravox klingen können, wenn man ihnen den Raum gibt, den sie verdienen.

Text: Dennis Kresse

Erzählt von uns: Facebooktwitterby feather