DXVE – „XXVII Melancholy“

„Irgendwann bin ich aufgewacht und musste erstmal in Ruhe zurückschauen“, sagt sich DXVE. Einen Blick wagen, auf die letzten anderthalb Jahre. Auf erste eigene Songs wie „Was weißt du schon“ oder „Gegen die Wand“, auf Features mit Lotte, Disarstar und badchieff, auf Songwriting-Sessions für ein paar sehr erfolgreiche Songs aus den letzten Monaten. Aber auch auf die ersten Konzerte. „Als ich auf der Bühne stand und gesehen habe, was meine Songs für Emotionen in den Menschen auslösen, habe ich zum ersten Mal so ein bisschen begriffen, was da eigentlich passiert ist.

Und zwar eine ganze Menge. Ursprünglich als Produzent und Songwriter gestartet, schlug der Hamburger DXVE nach gemeinsamen Songs und Arbeiten mit Rap-Acts wie Migos, Don Toliver, Comethazine, aber auch Indie-Artists wie Driver Era, Rocky Lynch und für die US-Serie „Twin-Peaks“ eine Solokarriere ein. Nicht mehr nur Beats, sondern auch Vocals. Nicht nur Rap, sondern auch Gesang. Nicht nur HipHop, sondern auch Rock. Am besten von allem etwas, irgendwo dazwischen. Und vor allem: Persönlich, direkt aus diesem Leben zwischen Realitätsverlust und Ratlosigkeit, Panikattacken und Alkohol. Was ihm hilft, sind verschiedene Therapien – und die Musik

„Als ich mein Soloprojekt gestartet habe, sind die ersten Songs eher aus einer unbewussten Herangehensweise sehr authentisch geworden“, erinnert sich DXVE. „Aber dann wird man mehr und mehr von äußeren Einflüssen getrieben. Man will neue Songs veröffentlichen und weiß darum, wie sie von den Menschen gehört werden – und dabei verliert man sich ein bisschen. ‚XXVII Melancholy‘ ist deshalb für mich der ganz bewusste Weg zurück zur Authentizität.“

Genau die hört man der EP von der ersten bis zur letzten Sekunde an. Die sieben Songs sind voll von Emotionen – rough, pur und unmittelbar. So sehr, dass es einem den Hals zuzieht, wenn man hört, wie DXVE an manchen Stellen die Stimme wegbricht, weil er nicht mehr anders kann oder in seinen Texten derart spezifische Erinnerungen beschreibt, dass man direkt bemerkt, dass es sich hier um echte Erfahrungen handeln muss.

Die Songs der „XXVII Melancholy“-EP sind allesamt um das 27. Lebensjahr von DXVE entstanden, dem Jahr, in dem er zum ersten Mal eigene Songs veröffentlicht hat. Sie führen hin oder weg von diesem mehr als wichtigen Jahr. „Mit 26 hatte ich eine starke Depression und war von großer Dunkelheit umgeben. Es hat eine ganze Weile gebraucht, mich da rauszukämpfen“, erinnert sich DXVE. „Aber das Jahr war die Voraussetzung für alles, was in dem anschließenden Jahr mit meiner Musik passiert ist – und das hat sich wiederum auf die letzten Monate ausgewirkt.“

Was gleich auffällt, ist die musikalische Neuausrichtung von DXVE. Noch mehr als auf den bisherigen Songs sind da Gitarren und Drums zu hören, die man vielleicht eher dem Indie Rock oder Post Punk zuordnen würde. Eine ganz bewusste Entscheidung. „Mir ist aufgefallen, dass ich auf diesen Sound oft viel wahrhaftiger schreibe – und genau das war ja auch mein Wunsch für die Texte“, erklärt DXVE. Was er meint, wird gleich im ersten Song „3 KM“ klar: Musik, die sich anfühlt wie der freie Fall ins Nichts, an dessen Ende man getrennte Wege geht. „Vielleicht hat das später mal eine Chance“, singt DXVE zu melancholischen Melodien und gibt die Marschrichtung für die restliche EP vor.

Ganz ähnlich „Blauschwarz“, für das DXVE zu verhaltenen Akustikgitarre einen Blick auf die vergangene Zweisamkeit wirft. Denn das Leben lässt nicht nach, will immer und immer mehr – von einem selbst, dem anderen oder beiden. Und ehe man sich versieht, fliegt alles so schnell an einem vorbei, dass man aus der Kurve driftet und nicht mehr zurück auf die gemeinsame Fahrbahn findet.

Eindrücke und Emotionen, die DXVE in „Bleib bei mir“ schließlich übermannen. Ein Song über den verzweifelten Versuch, zu retten, was längst verloren scheint, um noch ein letztes Mal zeigen zu können, wer man wirklich ist. „Gestern“ erzählt von ungestillter Sehnsucht nach dem, was noch kommt. Einfach das Fenster runterkurbeln und den Fahrtwind im Gesicht spüren, während der Wagen durch New York bei Nacht rollt. Nicht zurück, sondern nach vorne schauen. Vielleicht sieht man sich nochmal, vielleicht auch nicht. Aber was zählt, ist jetzt.

Da hilft auch nicht das Foto aus der Sofortbildkamera, das DXVE auf „Polaroid“ besingt. Denn auch dessen Farben verblassen irgendwann genau wie die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Und bald sind da nicht mehr als Gedanken, die einen immer tiefer hinunterziehen, bis auf den Grund des eigenen Meeres aus Melancholie und Nostalgie. „Zeit ist um“ erzählt zu Uptempo-Beats von einer Liebe, deren besten Tage gezählt sind. Jedes „Ich liebe dich“ treibt beide auseinander, denn die gemeinsame Zeit war vielleicht schön, aber ist doch endgültig um.

Und dann ist da noch „Florenz“: Ein verstimmtes Klavier und verschobene Beats, zu denen DXVE sich um sich selbst dreht, in Gedanken bei diesem einen Menschen, mit dem man noch so viel vorhatte. „Es fühlt sich an wie gestern / wir wollten noch nach Florenz“, singt DXVE von großen Plänen – mit einer atemlosen und gebrochenen Stimme, die tief unter die Haut geht.

„Ich finde, man hört den Songs die Freiheit an, mit der ich sie ausgewählt habe. Es ging mir nicht darum, ob sie eingängig sind oder vielleicht als Hit funktionieren“, sagt DXVE. „Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, was man von mir erwarten könnte, sondern nur darauf gehört, was mir die Songs persönlich bedeuten.“ Gute Entscheidung.

Text: Pressemitteilung

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