DJANGO DJANGO MIT OFF PLANET

Das also passiert, wenn Welten aufeinandertreffen – und beginnen, sich aneinander auszurichten. „Off Planet“ war ursprünglich von Django-Django-Gründungsmitglied und -Powerhouse Dave Maclean konzipiert worden, um ein wenig in Sachen Ufologie und „Old-School Conspiracy Theory“ herumzuexperimentieren und dabei neue Rhythmen und Stimmen in das Universum der Band zu führen. In vier Teilen, jeder ein eigener „Planet“, jeder auch eine eigene EP, solle das neue Album erscheinen und dabei ganz nebenbei die Identität der Band auseinandernehmen. Es war ein ziemlich anarchistischer Ansatz, der schnell ins Chaos hätte führen können. Und es hat sicherlich auch in alle Richtungen Grenzen verschoben. Vielfältiger klangen Django Django jedenfalls nie.

Passend dazu kommt „Off Planet“ mit vielen Gästen, die ihre Stimm(ung)en einbringen, Self Esteem, Jack Peñate, Stealing Sheep, Toya Delazy und viele weitere, die entweder aus dem Freundeskreis der Band stammen oder persönlich ausgewählt wurden. Aus den vielfältigen Einflüssen ist ein Album entstanden, auf dem von Afro Acid über Piano Rave bis Bluespop die Genres angeschnitten werden. Kaleidoskopisch wäre noch milde ausgedrückt. Und doch ist es am Ende Django Django. Unverkennbar.

Der Beginn der Band liegt in jenem Kern, der Django Django auch heute befeuert: dem im schottischen Dundee geborenen Dave Maclean und Vincent Neff aus dem nordirischen Derry, die sich an der Edinburgh School of Art kennenlernten. Dave war – und ist – ein obsessiver Musiksammler, der als DJ spacige Jungle- und Drum’n’Bass-Sounds auflegte, bis ihm ein erfahrener DJ unmissverständlich riet, sich nicht zu sehr auf einen Groove festzulegen. Als er Vinny traf, spielte und produzierte er bereits alle möglichen Spielarten elektronischer und experimenteller Musik von Dancehall über Krautrock zu Library Music, von amerikanischem House zu Techno Sounds. Vinny dagegen wuchs mit den Indiebands seiner älteren Schwestern auf und war gerade dabei, seinen Weg als Singer/Songwriter einzuschlagen.

Die beiden wurden musikalische Partner und in der umtriebigen Club- und Liveszene zwischen Edinburgh und Glasgow aktiv, bevor sie schließlich nach London zogen und erste Stücke zusammen aufnahmen. Zunächst waren es Vinnys Songs und Daves Arrangements bis die Arbeitsteilung verwischte und sie gemeinsam schrieben. Es dauerte nicht lang, bis Keyboarder Tommy Grace (Daves alter Mitbewohner) und Bassist Jimmy Dixon dazustießen und damit jene Band entstand, die bis heute Django Django ist.

Zwischen Lagerhaus-Parties, Postpunk-Revivalisten und „merkwürdigen Typen mit komischen Frisuren, die auf Synthesizern spielten und dazu ins Mikro schrien“, entstand in der Ostlondoner Szene mit viel Trial and Error ihr einzigartiger Kosmos aus Spaghettiwestern-Atmosphäre, harmonischen Gesängen, klassischem Psychedelic und Electronica, um das sich nach und nach ein leidenschaftlicher Fankreis versammelte. Als 2012 ihr Debüt erschien, waren sie längst größer als sie selbst ahnten: Eine ausverkaufte Tour und die Nominierung für den Mercury Prize waren erst der Beginn der Reise.

Es folgten 2015 „Born Under Saturn“, auf dem Django Django erstmals die Vorzüge eines großen Studios auskosteten, die Rückbesinnung auf das Band-Sein mit „Marble Skies“ (2018) und 2021 schließlich „Glowing in the Dark“, das erste Album von vier Musikern, die nun an verstreuten Orten lebten, eine Platte über Leichtigkeit und Eskapismus, ein kleiner optimistischer Schimmer inmitten der Pandemie. Alle Platten aber hatten eins gemeinsam: Sie klangen nach Django Django, dem goldenen Faden, der das ganze Werk durchzieht. Oder, wie Jimmy es sagt: „Wir können uns selbst nicht entkommen, wie wir spielen oder wie unsere Stimmen zusammen klingen!“

DJANGO DJANGO – OFF PLANET

DJANGO DJANGO – OFF PLANETNun also „Off Planet“. Die Sache begann mit Daves Beats. Während und nach dem Lockdown war er in einer Phase höchster Produktivität, ging zurück zu seinen DJ-Wurzeln und produzierte Dancetracks. Sobald Django Django dann mit der gemeinsamen Arbeit loslegten, war auch dies ein Schritt zurück in die Vergangenheit, da nun Vinny erneut begann, auf Daves Beats zu schreiben. Es entstanden etwa zu dieser Zeit auch eine Menge elektronischer Instrumentals, die „eben gerade nicht für Django Django“ sein sollten, wie Dave sagt. Doch sobald diese Stücke kursierten, kristallisierte sich die Idee heraus, für dieses Album gleich eine ganze Wagenladung musikalischer Gästen einzuladen. Und plötzlich, als man sich all diese Stimmen zu den Tracks vorstellte, erste Freundinnen und Freunde einband oder – wie in einem Fall – schlicht „Japanese Rapper“ googelte, ergaben Daves Ravetracks und HipHop-Beats Sinn.

Die Songs kamen zusammen und zerschlugen die bestehende Idee von Django Django. Ein lebhaftes Beispiel ist die erste Single „Complete Me“ mit Rebecca Lucy Taylor aka Self Esteem, die bereits in vielfältiger Weise im Django-Django-Kosmos auftauchte. Die 90s-Dancepop-Energie des Tracks, getragen von Orgeln, Piano, Synth-Strings und Breakbeats, fühlt sich wie das Echo einer verschwommenen Erinnerung an. Mit Yuuko an Bord entstand „Don’t Touch That Dial“, ein Percussion-getriebener Track, der das Bild einer genialen, japanischen Azelia Banks evoziert. Jack Peñate schickte in kürzester Zeit nach Erhalt der ersten Demos seine Gesangsspuren zu „No Time“ zurück, woraus ein fantastischer Discopop-Track wurde, der ebenfalls als Single erschienen ist. „Afro-Rave“-Pionierin Toya Delazy steuert Zulu-Lyrics zum Acid House von „Galaxy Mood“ bei, Refound, Stealing Sheep, Isabelle Woodhouse, Bernardo und Patience sind weitere Namen, denen man auf „Off Planet“ begegnet. Man wähnt sich beinahe auf einem Festival. Und sicher hätte alles chaotisch enden können, wäre die Band nicht zusammengekommen, um aus den zig Skizzen und Beats langsam die Songs und Formen der vier Planeten herauszuarbeiten und schließlich alles in einer Woche gemeinsamen Spielens und Aufnehmens in der schottischen Provinz, weit oben im Nordosten, zu djangofizieren.

Manchmal waren es die Gesangsharmonien, die ihren Teil dazu beitrugen, etwa das trance-artige „Slipstram“ in eine Django-Django-Hymne zu verwandeln, manchmal der Sinn für den gemeinsamen Groove oder Synths, die einem Poptrack wie „Complete Me“ die nötige Kante und Django-Quirkiness beibringen. So wie sich einst Daves Eintauchen in die Clubkultur und Vinnys Songwriting begegneten, um zum Sound einer Band zu werden, so verbinden sich die Dinge auch auf „Off Planet“. Nur mit weit größerer Ambition und einer Menge mehr Teilnehmer*innen.

Durch all dies fließt auch der Sinn für das Kosmische. Dave erklärt es so: „So ziemlich alles, was wir lieben, ob alte Psychedelia oder Detroit-Techno, hat dieses Futuristische, dieses Space-Feeling. Und wir können nicht anders, als ebendas auch in unsere Musik einfließen zu lassen“. Der Begriff Off Planet entstammt Daves Besessenheit mit Ufologie. Es ist ein Begriff für High-End-Technologien, die vor der Bevölkerung geheim gehalten werden. Und vielleicht ist es dieses natürliche Gespür für das Potenzial von Musik und Kunst als Technologie selbst, das die Django-Planeten auf ganz natürliche Weise aneinander ausgerichtet hat.

Text: Pressemitteilung

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