Die Wut ist jung!

Billy Bragg – Gloria, Köln (20.09.2023)

Wenn es einen gibt, auf den der Satz „die Wut ist jung“ perfekt passt, dann ist das Billy Bragg und er hat einiges zu erzählen, das macht er in seinen epischen Ansagen klar. Zuviel ist passiert, was dem Engländer, der seit seinen musikalischen Anfängen Ende der 1970er / Anfang der 1980er Jahre sich als linker Singersongwriter für die Rechte der „Zu Kurz gekommenen“ einsetzt und nicht müde wird, gegen die zu kämpfen, die die Umwelt zerstören, Kriege anzetteln, über Menschenrechte lachen und auch mit ihrem Zynismus die Welt nicht gerade zu einem schönen Ort machen. Aber es gibt ja Bragg, der mit seinen poetischen Protestsongs genau für die Musik macht, die noch an das Gute im Menschen glauben.

Ehe man aber Bragg live zu hören gibt, darf man sich noch einen 40-minütigen Kurzfillm über die Vita des Billy Braggs aus Barking in Essex anhören.

Die Setlist ist ein Überblick über 40 Jahre Schaffens des Mannes, der schon gegen die Thatcher Regierung rebelliert hat und der mit Mitte 60 Jahren auch nicht altersmilde wirkt, im Gegenteil. Bragg weiß genau, wie man ein Publikum fesselt und so dürfen Ansagen auch gerne mal länger sein, als das eigentliche Stück. Das hat der charismatische Mann aus Barking/Essex einfach drauf.

Egal ob es sich um seine Reise durch die Vereinigten Staaten auf den Spuren Woody Guthries handelt, mit dem er, wie jeder Liedermacher, eng verbunden ist und sogar zwei Alben mit Songs des Mannes aufnahm handelt, All das wird von Billy Bragg derartig fesselnd geschildert, das man sich am Ende der zwei Stunden fragt, wo denn die Zeit hin ist.

Mit Songs seines neuen Albums The million things that never happens wie dem Titelsong oder I´ll be your shield und Klassikern wie There is a Power in the Union trifft Bragg immer den richtigen Ton.

Mittlerweile eine feste Tradition auf Billy Bragg Konzerten ist als letzte Zugabe A new England, dieses Mal eingebettet in das gesamte Album Life’s a Riot with Spy Vs Spy, das aus allen Kehlen mitgesungen wird und bei der Strophe die Bragg der verstorbenen Kirsty MacColl, die die Nummer 1985 in die britischen Top Ten brachte widmet, schleichen sich Tränen in die Augen mancher Zuschauer, die einen noch immer kämpfenden und hoffentlich niemals aufgebenden Uncle Bill euphorisch feiern.

Bis zum nächsten Mal.

Text: Dennis Kresse

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