Cris Rea ist tot. Mit ihm verliert die Musik einen Künstler, der sich nie in den Vordergrund drängte und gerade dadurch über Jahrzehnte hinweg präsent blieb. Seine Stimme – rau, warm, unverwechselbar – erzählte von Wegen, Verlusten, inneren Landschaften und der leisen Sehnsucht nach Ankunft. Es war eine Musik für das Unterwegssein, nie effekthascherisch, immer getragen von Haltung.
Geboren 1951 in Middlesbrough, entwickelte Rea früh eine enge Verbindung zum Blues, die sein gesamtes Werk durchziehen sollte. Seine Songs verbanden Rock, Folk und Blues zu einer sehr eigenen Handschrift. Der große kommerzielle Erfolg kam, doch Rea blieb ein Musiker, der sich dem Handwerk verpflichtet fühlte. Alben wie The Road to Hell, Auberge oder On the Beach stehen bis heute für eine selten gewordene Mischung aus Melancholie, Zugänglichkeit und musikalischer Integrität.
Chris Rea schrieb keine Hymnen für den schnellen Moment. Seine Lieder entfalten ihre Wirkung langsam, oft beiläufig, aber nachhaltig. Das gilt auch für Driving Home for Christmas, einen Song, der längst zum kollektiven Gedächtnis gehört und jedes Jahr aufs Neue beweist, wie zeitlos schlichte Ehrlichkeit sein kann. Rea verstand es, große Gefühle ohne Pathos zu formulieren – ein Talent, das ihn von vielen Zeitgenossen abhob.
Gesundheitliche Rückschläge prägten seine späteren Jahre, doch sie brachen nicht seinen Willen zur Kunst. Rea kehrte immer wieder zu seinen musikalischen Wurzeln zurück, suchte die Nähe zum Blues, zur Reduktion, zur Essenz. Er war kein Lautsprecher seiner Zeit, sondern ihr stiller Kommentator.
Mit Chris Rea geht ein Musiker, dessen Werk bleibt. Seine Songs sind Reisebegleiter, Fensterblicke, innere Monologe. Musik für Menschen, die zuhören wollen. Nicht laut, nicht eilig – aber von bleibender Tiefe.
Soundchecker.koeln verneigt sich vor einem großen, leisen Künstler.
Text: Dennis Kresse
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