Charlotte Brandi mit neuem Video!

„Ein verlassener Bahnhof, irgendwo im Süden Europas, irgendwann im Hochsommer. Es ist heiß und staubig, eine Szene wie aus einem alten Italo-Western, nur, dass hier keine Musik von Ennio Morricone zu hören ist, sondern das Ächzen eines alten Zuges, der sich mühsam in den Bahnhof schleppt. Kaum jemand steigt aus, kaum jemand steigt ein. Auch nicht der Mann vor dem Bahnhof, der dort mit seinem Koffer herumsteht und es nicht fassen kann, dass die Bahnhofsbar seit Monaten geschlossen ist. Er weiß nicht, wann der Zug kommt, auf den er wartet. Der ihn zurückbringen soll, weg von der Hetze der Flucht, ab nach Hause, wo immer das sein soll. Vor gar nicht langer Zeit besaß er noch alles: Macht, Ansehen, ein Auskommen. Doch er hat alles verloren, steht mit nichts als seinem Herzen in Händen da, es ist die ultimative Lektion in Sachen Demut. Und wie in einem Traum erscheint vor seinem inneren Auge die Person, die einem Zuhause am nächsten kommt. Dieses Bild gibt ihm Kraft. Kraft, die er dringend braucht, hier in der absoluten und gottverlassenen Fremde.“

Mit dieser Erzählung skizziert Charlotte Brandi die Schlüsselszene ihres Debüt-Albums „The Magician“. Es ist das Szenario eines früher mächtigen, von Ego und Macht gesteuertem Menschen, der erst alles verlieren musste, um schließlich den Weg zu seinem Herzen zu finden. Das Lied zur Story heißt „Two Rows“, es ist die erste Single des Albums: ein eleganter Song, voller Jazz und Pop-Sensibilität, mit Streichern und Chören, geschrieben am Piano, gesungen mit einer Stimme, die zwischen tiefen und hohen Tönen wechselt – man denkt an Feist und Tori Amos, an Nina Simone und Joni Mitchell. Das ist eine sehr erstaunliche Mischung, wie dieses ganze Album von Charlotte Brandi eine überraschende Offenbarung ist.

Charlotte Brandi kennen wir als Sängerin, Gitarristin, Keyboarderin des sehr erfolgreichen Berliner Indie-Duos Me And My Drummer. Die Band veröffentlichte zwei EPs und zwei Alben, zählte live zu den besten deutschen Indie-Acts. Es lief acht Jahre lang super, jetzt ist die Band an ihrem logischen Ende angelangt: Beide Bandmitglieder haben jetzt die Zeit, sich weiterzuentwickeln und endlich Projekte abseits der Band zu realisieren.

Charlotte Brandi begann 2015 auf dem elterlichen Sofa nach einem schweren Fußbruch mit der Arbeit an ihrem Solo-Debüt. „The Magician“ ist ein absolut bemerkenswertes Album, weil es keine Kompromisse zulässt: Der Klang ist aufwändig, die Instrumentierung üppig, die Qualität der Arrangements sensationell. Prägendes Instrument ist das Klavier: Charlotte Brandi hatte früher, als Jugendliche in ihrer Geburtsstadt Dortmund, eines im elterlichen Wohnzimmer stehen. Die Umzüge zunächst nach Köln, dann nach Tübingen und schließlich nach Berlin, machte es nicht mit. Nun hat sie sich für ihre Wohnung in Neukölln ein altes, restauriertes Klavier angeschafft. Ein Instrument mit Geschichte, mit dessen Hilfe sie nun ihre Geschichte erzählt. Und endlich zu ihrer ureigenen Sprache zurückfindet.

„The Magician“ beschreibt „im Grunde ein Gefühl des 20. Jahrhunderts“, wie Charlotte meint: „nämlich die Liebe“. Sie zitiert Bertold Brecht und seine Frage an diese Moderne: „Was sind das für Zeiten, in denen ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt?“ Charlotte Brandi löst diesen scheinbaren Widerspruch auf ihre Weise: Sie stellt die Zärtlichkeit, die Verliebtheit und die Verbeugung vor dem Leben in den Mittelpunkt ihrer Lieder.

„Oh in the nights/ I can feel it/ There‘s an end to everyting/ To my shy smile/ Your soft hands/ To our days in the cell“ singt sie in „My Days In The Cell“, einem weiteren Schlüsselstück des Albums – und zeigt damit, dass für sie Gefangenheit immer bei den eigenen Glaubenssätzen beginnt. „The Magician“ ist ein Album über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, aber auch über traumhafte und außerweltliche Erscheinungen, die jedem von uns passieren, die aber unerklärlich bleiben –  gerade weil ihnen mit schnöder Logik nicht beizukommen ist. Denn gibt es denn eine wissenschaftliche Erklärung für das, was bei der Liebe mit den Herzen passiert? Eben.

Songs wie „A Sting“ finden zur Pose zurück, die Me And My Drummer so stark machte: Hier klingt Charlotte Brandi extrovertiert, erdig, im besten Sinne rockig, der sehr direkte Text handelt davon, wie einfach es im Grunde ist, durch unfaires Handeln Macht über andere zu bekommen: „Justice is a rumor/ I could go wherever I want/ With two bloody hands and my old seabag / Noone would come and stop me.“ Am Ende aber hebt auch dieses Stück von der Erde ab, schwebt in einem psychedelischen Outro inklusive Hexengeigen-Solo in Richtung Himmel. Immer wieder scheint es, als übertrumpfe die Musik die Stimme – und genau so hat es Charlotte Brandi gewollt. „Dieses Album ist eine Masterclass, die ich mir selbst auferlegt habe“, sagt sie. „Je stärker die Musik in den Vordergrund trat, je bescheidener sich die Stimme in die musikalische Landschaft einfügte, desto demütiger wurde ich. Ein wichtiger Schritt nach der extrovertierten Synthie-Pose von Me And My Drummer. Ich bin nun mit mir und der Musik in einer schönen Balance. Es fühlt sich endlich nach mir und nur mir an.“

Die Single „Two Rows“ ist eine exzellente Vorbotin für das Album. Sie zeigt ein erstes Kapitel dieser Geschichte, sie führt an besondere Orte, zeigt besondere Gefühle, klingt dabei überhaupt nicht weinerlich. Im Gegenteil: Charlotte Brandi erweist sich als neue großartige Singer/Songwriterin/Storytellerin, die mit ihren ersten eigenen Aufnahmen sofort internationales Format erreicht. „So beginnt für mich nun eine neue Geschichte“, sagt sie. „Es ist eine Geschichte über Selbstfindung.“ Die erste Single „Two Rows“ und das im Frühjahr folgende Album „The Magician“ zeigen: Was ist das für eine zauberhaft klingende Story!

Im Frühjahr nächsten Jahres wird Charlotte Brandi mit ihrer 4-köpfigen Band auf „The Magician Tour 2019“ gehen und folgende Städte besuchen:

04.04. Leipzig – Naumanns
05.04. Erfurt – Franz Mehlhose
06.04. Mainz – Schon Schön
07.04. München – Ampere
08.04. A-Wien – Chelsea
10.04. Nürnberg – Club Stereo
11.04. Hamburg – Nochtspeicher
12.04. Berlin – Silent Green
14.04. Dresden – Polimagie Festival @ Beatpol

Text: Pressemitteilung

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