Balmorhea präsentiert Pendant World!

Pendant World heißt das zweite Album von Balmorhea bei Deutsche Grammophon. Unverkennbar komponiert von Rob Lowe und Michael A. Muller, klingt ihre Musik dennoch anders auf dieser Aufnahme. Eine bemerkenswerte Riege von Gastkünstler:innen hat daran mitgewirkt. 13 Tracks sind entstanden, auf denen die Musiker in ihrer Suche nach authentischer Form Genregrenzen überwinden. Pendant World erscheint heute digital und auch auf CD und Vinyl.

Auf Pendant World arbeiten Lowe und Muller zum wiederholten Mal mit der Geigerin und Sängerin Aisha Burns und der Cellistin Clarice Jensen zusammen, neu hinzu kommen der experimentelle Jazz-Saxofonist Sam Gendel, Joseph Shabason, der Tenorsaxofon und Flöte spielt, der Klarinettist Jonathan Sielaff, der Schlagzeuger Jason Treuting und die Sängerinnen Steph Jenkins und Lisa Morgenstern. Die Stücke wurden im ländlichen Vermont aufgenommen in Zusammenarbeit mit dem dreifachen Grammy-Preisträger und Produzenten Jonathan Low (The National, Taylor Swift, Sufjan Stevens).

»Nach den schier endlosen Monaten des Lockdowns wollten Mike und ich unbedingt mit anderen Musik machen«, sagt Lowe. Dieser Wunsch findet seinen Widerhall auf Pendant World, kraftvoller Ausdruck und elegische Innenschau zugleich, heilsam wirkt das und drängt doch voran in neue musikalische Landschaften. Muller merkt an, dass sich solch Dichotomie nicht nur durch die Musik, sondern auch durch die Titel und das Artwork zieht.

Der Name Pendant World geht zurück auf ein Zitat, auf das Lowe stieß, als er Heaven’s Breath von Lyall Watson las – eine Naturgeschichte des Windes. Ihm fiel eine Zeile aus Shakespeares Maß für Maß auf, ein Protagonist denkt über den Tod nach: »Gefangen sein im undurchsichtigen Wind, / Geweht mit rastloser Gewalt rund um / Die schwebende Welt«. Der Gedanke an eine Welt in der Schwebe, deren Schicksal sich erst noch entscheiden muss, ging Lowe nicht mehr aus dem Kopf.

»Das Bild passte in die Zeit, in der wir einen Großteil der Musik komponierten«, sagt er. »Die Essenz der Welt, die wie ein Ohrring, wie ein kostbares Juwel, in harschen Geschicken hängt. Auf gewisse Art beschreibt es den Gegensatz von Schönheit und Angst, viele Menschen erlebten das während der Pandemie; es bezieht sich auch auf Themen, die wir in The Wind ausgelotet haben.« Dylan Hausthors stimmungsvolles Schwarz-Weiß-Cover stellt »diese Gedanken von Angst und Schönheit einander gegenüber«, ergänzt Muller.

»Die Musik ist erhaben, doch nicht nur deshalb sollte man diesem Album
Zeit und Aufmerksamkeit widmen, sondern weil sie offen und ehrlich von der Zerbrechlichkeit des Lebens erzählt, auf eine Art, die sowohl schmerzhaft als auch schön ist«
– Chris Kontos, Chefredakteur des Kennedy Magazine

Akustische und elektronische Klänge verbinden sich auf Pendant World, pulsierende Rhythmen und kontrastierende Texturen verstärken sie. Manches erinnert an den sanften Minimalismus von The Wind, anderes setzt auf treibenden Takt, komplexe Polyfonie und großen, kühnen Sound.

»Wir wollten etwas Neues machen«, sagt Lowe und erzählt vom ersten Track des Albums, »Nonplussed«, gefundenes Material, verfremdet und verzerrt, um ein Gefühl der Desorientierung zu erzeugen. »Wir arbeiten jetzt seit 2006 als Balmorhea zusammen, doch Pendant World ist kompositorisches Neuland für uns.« Muller fährt fort: »Unsere wichtigsten Balmorhea-›Stimmen‹ sind Klavier und offen gestimmte akustische Gitarren mit Streicherelementen, zu denen wir ein breites Klangrepertoire hinzufügen, von Samples und Vinyl-Einspielungen bis hin zu Synthesizern, Blechbläsern und Flöten. Es ging darum, unsere Identität zu wahren und gleichzeitig kreativ an unsere Grenzen zu gehen.«

»Oft bauen wir Brücken zwischen verschiedenen Welten,
und genau das liebe ich an unserer Musik« – Rob Lowe

Die Kompositionen des Duos wurden im Studio verfeinert. »Mit Sam Gendel konnten wir einiges verwirklichen, was uns vorher nur vorgeschwebt hatte«, sagt Lowe. »Das Jazzige war uns wichtig, das musste sitzen. Weder Mike noch ich sind Jazzer, da brauchten wir einen Profi an unserer Seite. Sam hat ganz wunderbare Arbeit geleistet.«

Die musikalischen Gedanken auf Pendant World sind im Vergleich zu The Wind oft kompakter, vor allem, wenn es um Rhythmisches geht. »Wir wollten nach der letzten Veröffentlichung quasi unseren rhythmischen Muskel flexen«, sagt Muller. »Dadurch überschreitet dieses Album Genregrenzen, die Musik durfte sozusagen ins Vorland fließen. Vielleicht erreicht sie so mehr Leute und ein breiteres Publikum.«

Zu den Höhepunkten zählen »Step Step Step«, das von Lowes Klaviersolo und Gendels Tenorsaxofon getragen wird, »New Conditions«, meditativ und um ein Klavier-Riff gebaut, »Range«, in dem Akustisches und Elektronisches subtil zusammenkommen, das zarte »Held« und »Desiderium«, das an Klaviermusik von Erik Satie erinnert.

»Auf Pendant World«, resümiert Chris Kontos, Chefredakteur des Kennedy Magazine, »bieten Balmorhea eine Ausflucht aus einer Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen und begreifen, in eine andere, die zwischen dem Hier und der Unendlichkeit liegt – ein himmlisches Universum mit Erinnerung und Nostalgie als Leinwand und Farben … Das texanische Duo komponiert nicht einfach nur Musik – es erschafft Welten.«

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