
Alice Cooper Band – The Revenge of Alice Cooper
Wer dachte, Alice Cooper sei längst zum wandelnden Halloween-Dekoartikel verkommen, der darf sich nun gepflegt erschrecken: The Revenge of Alice Cooper ist nicht nur ein Albumtitel, sondern ein Versprechen. Und ja – die Alice Cooper Band ist tatsächlich zurück, fast im Original-Line-up, fast im Original-Wahnsinn. Was sie abliefern, ist kein nostalgisches Schaulaufen, sondern eine rotzige Wiedergeburt mit Giftzunge, Glam-Dreck und Garage-Wut.
Vom Opener „Black Mamba“ bis zur finalen Abrechnung „See you on the other side“: Das Album klingt wie ein wütender Brief an alle glattproduzierten Rock-Roboter da draußen. Roh, dreckig, bissig – wie eine Mischung aus den frühen Siebzigern und einem pubertären Fiebertraum. Gitarren sägen, Drums hämmern, und Alice? Der röhrt, keift und grinst wie der untote Conférencier der Apokalypse.
Tracks wie „Kill the Flies“ erinnern an „School’s Out“ und „Billion Dollar Babies“, aber mit der Dringlichkeit eines Alterswerks, das nicht gefallen will – sondern verstören. Politisch ist es auch: Zwischen den Zeilen wird gegen Big Tech, religiöse Heuchler und den kultivierten Wahnsinn der Gegenwart geschossen. Alice Cooper war nie subtil, aber selten so präzise in seiner Groteske.
Produziert wurde das Ganze übrigens bewusst „underpolished“ – kein Hochglanz, kein Autotune, sondern analoge Wucht mit Blutkruste. Das mag nicht jedem schmecken, ist aber genau die Art von Authentizität, die heutiger Hardrock oft vermissen lässt.
Das ist kein Comeback. Das ist ein Angriff. The Revenge of Alice Cooper zeigt: Die Originalband hat nichts verlernt – außer das Bedürfnis, sich zu entschuldigen. Ein Album wie ein Mittelfinger mit Make-up und Stachelring.
Text: Dennis Kresse
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