Alptraum in Fellpantoffeln – Jasper Ffordes bissige Satire hoppelt ins Schwarze

Jasper Fforde – Wie die Karnickel

Jasper Fforde hat einen ganz eigenen Humor – irgendwo zwischen Monty Python, Kafka und einem schlechtgelaunten Lehrerzimmer. In Wie die Karnickel (Original: The Constant Rabbit) nimmt er uns mit in ein Großbritannien, in dem 18 menschlich gewordene Riesenkaninchen plötzlich Realität sind – sprechend, klug, höflich. Zwanzig Jahre später sind es 1,2 Millionen. Und die Menschen? Reagieren, wie Menschen eben reagieren: mit Rassismus, Bürokratie und Hasenpanik.

Fforde schreibt wie Douglas Adams auf Koks – verspielt, intelligent, voller absurder Wendungen und gespickt mit politischer Schärfe. Die Satire auf Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und den ganz normalen Alltagsrassismus ist so gnadenlos wie urkomisch. Dabei funktioniert der Hasen-Plot nicht nur als schräge Idee, sondern als knallharte Allegorie auf rechte Politik, bigotte Bürokraten und die moralischen Grauzonen unserer Wohlfühlgesellschaft.

Der Protagonist Peter Knox – ein stiller Bürohengst im „Rabbit Compliance Taskforce“ – ist feige, bequem, aber zutiefst menschlich. Gerade deshalb trifft Fforde so genau ins Herz unserer Gegenwart: Der eigentliche Horror sind nicht die Hasen, sondern die Menschen, die sich daran gewöhnen, Ausgrenzung zu organisieren.

Fazit:
Ein wilder Mix aus Zuckerschock und Zivilisationskritik. Wer bei „sprechenden Karnickeln“ an Kinderbuch denkt, wird hier von einer intellektuellen Keule mit Plüschüberzug getroffen. Wie die Karnickel ist politisch, komisch, bitter und überraschend aktuell – ein Hoppeln auf Messers Schneide.

 

Text: Dennis Kresse

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