Die Dorks über „Unberechenbar“, Genregrenzen und die Kunst, Chaos zu kanalisieren

Mit „Unberechenbar“ legen Die Dorks ihr wohl vielseitigstes und reifstes Album vor – eine Platte, die irgendwo zwischen Deutschrock, Punk, Metal und komplett freidrehenden Ideen landet, ohne sich je festlegen zu lassen. Statt Weltuntergangsrhetorik gibt’s diesmal überraschend viele positive Vibes, ohne dass die Band ihre gesellschaftliche Schärfe verliert. Kurz: Die Dorks 2025 klingen wütend, wach, melodisch – und vor allem nach sich selbst.

„Wir wollen, dass Menschen für einen Moment vergessen, wie kaputt die Welt ist.“

Euer neues Album heißt „Unberechenbar“. Was sollen wir an euch nicht mehr berechnen können?

Wir wollen uns nicht auf ein Genre festnageln lassen. „Unberechenbar“ mischt Deutschrock, Punkrock, Metal und Hardrock – ein ehrlicher, handgemachter Rock-Mix, der jeden abholen kann, der wuchtige Gitarren liebt.

Nach „Geschäftsmodell Hass“ folgt euer neuntes Album. Hat sich euer Blick auf die Welt seitdem verändert?

Die Welt ist immer noch verrückt – Stoff für kritische Texte gibt’s genug. Trotzdem wollten wir diesmal bewusst mehr positive Energie transportieren. Gesellschaftliche Botschaften sind da, aber subtiler. Live geht’s uns darum, dass die Leute für kurze Zeit abschalten und nicht noch mehr Weltuntergang serviert bekommen.

Ihr seid stilistisch schwer zu greifen. Absicht oder einfach euer Naturell?

Das ergibt sich komplett aus unserer Dynamik und unseren sehr unterschiedlichen Einflüssen – von Metal über Punk bis Klassik und Pop. Wenn ein Song kickt, ist es egal, welches Label man ihm verpasst. Genau so schreiben wir: laufen lassen, schauen, wohin uns der Moment trägt.

Wie hat die Zusammenarbeit mit Eike Freese und Alexander Dietz euren Sound verändert?

Beide haben unseren Sound auf ein neues Level gehoben. Ein frischer Blick von außen verhindert Betriebsblindheit – gerade bei Arrangements oder spieltechnischen Feinheiten. Wichtig: Sie arbeiten mit dem, was eine Band wirklich mitbringt. Statt uns zu verbiegen, haben sie uns geschärft. Für mich als Songwriterin war das extrem inspirierend. „Unberechenbar“ ist unsere stärkste Produktion bisher.

Elf Songs: mal wütend, mal witzig, mal ernst. Welche Themen standen diesmal im Vordergrund?

Wir wollten eine positivere Grundstimmung, aber ganz ohne Nachdenken geht’s bei uns nie. Viele Texte sind bewusst offen gehalten. „Kein Sommer der Liebe“ passt gut in die aktuelle Zeit: überempfindliche Debatten, Null-Toleranz im Miteinander, während Extremismus radikaler wird. Die kurze Antwort: Wir sollten wieder öfter auf Konzerte gehen – und weniger scheiße zueinander sein.

„Bayern-Punk“ – Kompliment, Beleidigung oder einfach falsch?

Falsch. Bayern ist schön, das triggert uns nicht. Aber Punk beschreibt uns 2025 kaum noch. Wer uns so nennt, hat vermutlich lange nicht mehr reingehört. Für alle, die musikalische Weiterentwicklung und rockigen Crossover mögen: Das hier ist die aktuellste Version von Die Dorks.

Was macht ein Dorks-Album unverwechselbar – egal wie „unberechenbar“ es wird?

Dass kein Album wie das andere klingt. Wir überraschen uns selbst immer wieder und lassen neue Einflüsse rein, statt auf Autopilot zu gehen.

Euer Sound wirkt wie ein Schlagabtausch zwischen Punk, Metal und völligen Ausreißern. Gibt’s kreative Grenzen?

Nein. Als Songwriterin liebe ich Crossover – und genau das passiert auch. Wenn eine Idee funktioniert, bekommt sie ihren Platz, egal wo sie herkommt.

Wie verändert das neue Material eure Liveshows? Irgendwas dabei, das live im besten Sinne chaotisch werden könnte?

Wir wissen es selbst noch nicht – die Releaseparty ist am 16.01.26, und vieles wurde noch nie live gespielt. Also: vorbei­kommen, Tickets sichern, überraschen lassen.

Was wäre die schlimmste Reaktion auf das neue Album – und was die schönste?

Es gibt keine schlimme Reaktion. Negatives Feedback gehört dazu. Am schönsten ist es, wenn Leute die Platte fühlen, kaufen und zu den Konzerten kommen, um mit uns eine gute Zeit zu haben. Dafür machen wir das – nicht, um allen zu gefallen.

Vielen Dank für das nette Gespräch.

Fragen: Dennis Kresse

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