Zwischen Asphalt, Atmosphäre und Abenteuerlust

Nighthawks – Paris Dakar

Mit Paris Dakar setzen die Nighthawks ihren unverwechselbaren Soundkurs fort – irgendwo zwischen Jazz, Ambient, Lounge und elektronischer Clubästhetik. Die Berliner Band um Trompeter Reiner Winterschladen und Bassist/Elektroniker Dal Martino liefert erneut ein cineastisches Klangabenteuer, das weniger nach Wohnzimmer als nach weiter Welt klingt.

Schon der Titel deutet die Richtung: Paris Dakar ist musikalisch wie geografisch eine Reise – von der urbanen Kühle europäischer Nächte bis zur flirrenden Hitze afrikanischer Weiten. Die Nighthawks malen mit Klangfarben statt mit Worten, ihre Stücke sind Soundtracks für imaginäre Filme: hypnotisch, rhythmisch, elegant und voller unterschwelliger Spannung.

Die Trompete von Winterschladen schwebt dabei wie ein roter Faden über Martinos tiefen, pulsierenden Basslinien und subtilen Beats. Mal erinnert sie an Miles Davis’ späte Fusion-Phase, mal an die melancholische Coolness von Nils Petter Molvær. Doch die Nighthawks bleiben unverkennbar sie selbst – kontrolliert, atmosphärisch und zugleich emotional zugänglich.

Tracks wie „Finally timeless“ oder „Paris Dakar“ fangen das Gefühl von Geschwindigkeit, Freiheit und Sehnsucht nach Ferne ein. Dabei verbinden die Nighthawks organische Instrumente mit elektronischer Präzision – ein Spannungsfeld, das sie seit Jahren meisterhaft beherrschen.

Produktionstechnisch ist Paris Dakar makellos: klar, räumlich, warm. Jeder Ton sitzt, jeder Beat dient der Stimmung. Man spürt die Erfahrung und das feine Gespür der Musiker für Dynamik und Atmosphäre.

Paris Dakar ist mehr als ein Album – es ist ein Roadmovie für die Ohren. Die Nighthawks laden ein, loszufahren, ohne Ziel, nur mit offenem Blick und offenen Ohren. Jazz trifft auf Elektronik, Europa auf Afrika, Nacht auf Morgenröte – ein klanglich brillantes Werk, das Fernweh weckt und gleichzeitig ankommen lässt.

Text: Dennis Kresse

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