KT Tunstall – Eye to the Telescope 20th Anniversary Stargazer Edidion
Mit „Eye to the Telescope“ hat KT Tunstall 2004 ein Album geschaffen, das sich leise anschlich und dann wie ein warmes Flutlicht in die Songwriter-Szene brannte. Die 2025er Version zeigt: Manche Platten altern nicht – sie gewinnen nur an Tiefe, weil die Welt Zeit hatte, sie einzuholen.
Schon der Opener „Other Side of the World“ klingt hier wie ein Tagebuch, das man Jahre später wieder aufschlägt – weicher remastered, aber emotional noch klarer konturiert. „Black Horse and the Cherry Tree“ hat nichts von seinem schamanischen Pop-Stampfen verloren; im Gegenteil, die frische Abmischung legt diese hypnotische Loop-Magie frei, die Tunstall damals mit einer Gitarre und einer Loopstation zur Indie-Legende machte. Und wenn „Suddenly I See“ anläuft, merkt man: Das ist nicht nur ein Hit. Das ist ein Gefühl, eine Haltung, ein Aufbruch.
Neu hinzugekommene Bonustracks und alternative Takes machen die Edition zu einer Art musikalischem Röntgenbild – man hört Skizzen, Atempausen, kleine Verwundbarkeiten. Diese Version zeigt weniger die Perfektionistin, mehr die Musikerin, die ihrer Intuition vertraut. Und das steht dem Album ausgezeichnet. Die Produktion wirkt aufgeräumter, wärmer, ohne die kernige, leicht raue Energie zu verlieren, die Tunstall immer auszeichnete.
„Eye to the Telescope“ 2025 ist kein Recycling, sondern ein Re-Fokus. Es erinnert daran, dass Pop große Gefühle haben darf, dass Handwerk und Herz zusammengehören und dass leise Musik manchmal am lautesten spricht.
Ein Album wie ein klarer Winterhimmel: man schaut hin, man hört hin – und entdeckt noch immer neue Sterne.
Text: Dennis Kresse
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