Berlin? Egal – Bonn ist Ideal!

Schöne Frau mit Geld/Lowspitter, Kult 41, Bonn (03.10.2025)

Im Kult 41 in Bonn zeigte sich einmal mehr, dass Ideal-Songs auch 2025 noch glühen können – wenn man sie nur frisch und unverkrampft auf die Bühne bringt. „Schöne Frau mit Geld“, die wohl charmanteste Ideal-Nachspielband weit und breit, bewies eindrucksvoll, dass die New-Wave-Hymnen der frühen Achtziger nichts von ihrer Wucht verloren haben.

Den Auftakt machte Lowspitter, die mit rauer Energie und düsterem Indie-Drive den Saal auf Betriebstemperatur brachten. Ihr knochentrockener Sound passte erstaunlich gut als Gegenpol zu den später folgenden NDW-Hits – roh, ehrlich und ein wenig ungeschliffen, genau so, wie eine Vorband im Kult 41 sein sollte.

Als dann „Schöne Frau mit Geld“ die Bühne betrat, lag sofort eine elektrisierte Stimmung in der Luft. Mit spürbarer Spielfreude und einem feinen Gespür für die Balance zwischen Respekt vor dem Original und eigener Note holten sie Klassiker wie „Blaue Augen“, „Berlin“ oder „Irre“ in die Gegenwart. Dabei wirkte nichts nostalgisch oder museal – im Gegenteil: Die Band spielte mit kantiger Direktheit und einer Energie, die auch heute noch jede Indie-Band stolz machen würde.

Besonders auffällig war, wie sehr die Songs vom rauen Charisma der Sängerin getragen wurden, die Annette Humpe nicht kopierte, sondern ihre eigene Schärfe und Coolness ins Spiel brachte. Zwischen kühler Distanz und leidenschaftlichem Ausbruch oszillierte ihre Performance – und genau darin lag der Reiz.

Das Publikum dankte es mit ausgelassenem Tanz und einem kollektiven Mitsingen, das die Mauern des Kult 41 beinahe zum Wackeln brachte. Am Ende blieb das Gefühl: Diese Songs sind zu gut, um in Archiven zu verstauben – und „Schöne Frau mit Geld“ ist die perfekte Erinnerung daran.

Ein Abend, der zeigte: Ideal mag aus Berlin stammen – aber in Bonn lebt der Geist dieser Musik weiter.

Text: Dennis Kresse

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