Im Gespräch mit Jesper Munk!

Ein „Best Of“-Album ist für viele Künstler ein Rückblick, eine Zusammenfassung ihres bisherigen Schaffens. Für Jesper jedoch war klar: Sein „Best Of“ muss live sein – roh, direkt und mit all der Energie, die nur ein Konzert transportieren kann. Mit den Cassette Heads und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg hat er nun ein außergewöhnliches Doppelalbum veröffentlicht, das Gegensätze vereint und dabei zeigt, wie vielschichtig sein musikalisches Universum ist.

Soundchecker.Koeln: Jesper, ein „Best Of“-Album ist ja oft ein Rückblick – warum hast du dich für ein reines Live-Format entschieden?

Es war an der Zeit ein Live-Album herauszubringen. Mein Fokus in der Musik war immer schon das live Musizieren. Es war mir jetzt möglich, den Status Quo mit den “Cassette Heads” (meiner geliebten Backing Band) auf einer Vinyl zu zeigen und das einzigartige Ereignis mit dem Babelsberger Filmorchester auf der anderen. Könnte mir persönlich keinen passenderen Moment aussuchen.

Wie kam die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg zustande – und was hat das mit deiner Musik gemacht?

Ich wurde im Rahmen einer länger bestehenden Reihe des Nikolai Saales in Potsdam angefragt. Eine Zusammenarbeit zwischen dem Babelsberger Orchester und eines “Pop”-Musikers. Stell dir vor, du hast eine kleine persönliche Idee in deinem Schlafzimmer, privat und ruckelig, wie ein Home-Video aus den 80ern, dann probst du zweimal mit Voll-Profis – und Christopher Nolan zeigt dir am nächsten Tag einen wunderschönen, runden Film, passend besetzt und auf Imax geschossen. So war das.

War es für dich als Musiker eine Herausforderung, deine Songs für ein Orchester neu zu denken?

Ich habe mich mit dem Arrangeur Max Knoth getroffen. Ich hatte Angst, dass die Mischung mit Orchester viele der Songs zu sehr in eine kitschige Richtung rücken könnten. Max stimmte mir zu und schickte mir 7 Tage später das ganze Konzert als MIDI-Skizzen. Alles, worüber wir geredet hatten, wurde so geschmackvoll und mutig umgesetzt. Ich hatte so Glück mit Max und seinem schönen Gehirn.

Die zweite Albumhälfte stammt aus Clubkonzerten – ein starker Kontrast zum Orchester. War das bewusst so gewählt?

Ja 😉 Ich lebe oft in Extremen. Mein Ansatz beim Musizieren ist ähnlich. Ich liebe Gegensätze und zelebriere diese gerne gemeinsam.

Wie hast du entschieden, welche Songs überhaupt auf das Album kommen?

Ganz ehrlich war es stundenlanges Durchhören, um dann in einer Version von Trance und Schlaflosigkeit die hoffentlich richtige Entscheidung zu treffen. Der Fokus lag etwas auf dem zweiten Album, weil dieses 10 Jahre alt wurde dieses Jahr.

Wenn du zurückblickst: Wie sehr hat sich dein Sound über die Jahre verändert?

Ich denke, der Sound hat sich extrem entwickelt und irgendwie ist es immer noch das gleiche, nur mit mehr Klarheit, teilweise mehr Spielzeugen und stärkerer Meinung.

Du hast dänische Wurzeln, lebst in München – spielt das eine Rolle in deiner Musik?

Unterbewusst sicherlich, für mich realistischer Weise nicht ersichtlich.

Wie war es für dich, wieder in der Milla zu spielen – quasi ein Heimspiel?

Genauso. Heimspiel trifft auf Familienfeier, Hausparty und Schullandheim. Muskelkater vom Grinsen, blaue Flecken von all den Umarmungen 😉

Ein Live-Album kann auch ein Zwischenkapitel sein – was kommt als Nächstes?

JUNK – das Album, das ich seit Jahren machen wollte, aber nicht bereit war.

Mit seinem Live-Album zeigt Jesper eindrucksvoll, wie facettenreich Musik klingen kann, wenn man Gegensätze nicht scheut, sondern bewusst miteinander verbindet. Zwischen orchestraler Größe und Club-Intensität entsteht ein Werk, das weit mehr ist als ein „Best Of“ – es ist ein Statusbericht voller Energie, Emotion und Spielfreude.

Fragen: Dennis Kresse

Erzählt von uns: Facebooktwitterby feather