Sonntag im Herbst!

The Divine Comedy – Rainy Sunday Afternoon

Neil Hannon meldet sich mit einem Album zurück, das den Titel mehr als verdient: Rainy Sunday Afternoon klingt wie ein musikalisches Stillleben an einem grauen, melancholischen Tag – voll eleganter Melodien, orchestraler Weite und einer nachdenklichen Grundstimmung, die mehr tröstet als belastet.

Hannon bleibt sich treu, ohne auf der Stelle zu treten. Seine Stimme klingt gereift, der Sound opulent, aber nie überladen. Streicher, Piano, feine Holzbläser und subtile elektronische Details fügen sich zu einer durchdachten Klanglandschaft, die oft eher wie ein Film-Soundtrack wirkt als wie ein klassisches Popalbum. Der Hang zur Dramatik ist da, aber nie aufgesetzt – vielmehr lädt das Album dazu ein, sich Zeit zu nehmen, hinzuhören, ein bisschen langsamer zu werden.

Inhaltlich geht es um Erinnerungen, um Verlust, um das Altern, um die Frage, wie man Haltung bewahren kann in einer Zeit, die sich ständig selbst überholt. Die Texte sind poetisch, voller feiner Beobachtungen und eleganter Ironie. Manche Songs tragen deutlich autobiografische Züge, andere reflektieren größere gesellschaftliche Zusammenhänge – ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu wedeln.

Dabei gelingt Hannon das Kunststück, große Themen anzuschneiden, ohne pathetisch zu werden. Stattdessen wirkt vieles angenehm zeitlos: Die Liebe, das Vergehen der Zeit, die Frage, wie wir werden, was wir sind. Das ist oft traurig, manchmal bitter, aber nie hoffnungslos.

Text: Dennis Kresse

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