Bush schlagen zurück – mit Gefühl, Gitarren und gereifter Wucht

Bush – I beat Loneliness

„I beat Loneliness“ – ein Titel wie eine Therapieerklärung. Und tatsächlich klingt das neue Album von Bush genau so: wie eine Rehabilitationsreise durch Herzschmerz, Midlife-Zorn und neue Klarheit. Die britischen Post-Grunge-Helden um Gavin Rossdale haben 2025 kein Interesse an Retro-Nostalgie – sie liefern ein erstaunlich aufgeräumtes, klanglich modernes und textlich überraschend persönliches Album ab.

Nach den eher durchwachsenen letzten Veröffentlichungen wirkt „I Beat Loneliness“ wie ein kreativer Befreiungsschlag. Der Opener „Scars“ eröffnet mit Delay-getränkten Gitarren und einem Basslauf, der sofort klarmacht: Hier geht’s nicht zurück in die Neunziger, sondern nach vorne. Rossdales Stimme klingt verletzlicher denn je, weniger angeraut, aber dafür tiefgründiger. Man hört: Da hat jemand was erlebt.

„Aber sie sind besser produziert, griffiger arrangiert, und vor allem: glaubwürdiger. Das Pathos wirkt hier nicht mehr wie Rock-Poserei, sondern wie ein älterer Bruder, der nach Jahren des Schweigens endlich wieder spricht.

Bush trauen sich was. Und meistens funktioniert es.

Thematisch kreist das Album um Isolation, Entfremdung und die Sehnsucht nach Verbindung – kein Wunder nach den letzten Jahren voller gesellschaftlicher Brüche. Der Titelsong „I Beat Loneliness“ klingt dabei fast wie ein trotziges Mantra, das sich erst im letzten Refrain in Hoffnung auflöst. Ein Song, der bleibt.

Bush sind 2025 nicht die lautesten, nicht die trendigsten – aber vielleicht die ehrlichsten Rock-Veteranen des Jahres. I Beat Loneliness ist kein Comeback, sondern ein Reifezeugnis. Und wer denkt, Bush wären bloß das Grunge-Nachglühen aus Gavin Rossdales Gwen-Stefani-Schatten – der sollte dieses Album auf Kopfhörer hören. Am besten nachts, allein. Und dann still nicken.

Text: Dennis Kresse

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