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Wolfgang Zechner – Völlig schwerelos. Glanz und Elend der deutschen Popmusik in 99 Songs!

Wolfgang Zechner hat ein Problem mit der deutschen Popmusik – und das ist gut so. In Völlig schwerelos zerlegt er sie mit chirurgischer Präzision und literarischem Zynismus. Das Ergebnis ist keine trocken-akademische Analyse, sondern ein bitterkomisches Manifest gegen Mittelmaß, Pathos-Kitsch und die ewige Sehnsucht nach Authentizität, die selten eingelöst wird.

Zechner schreibt, als würde Rainald Goetz die Bravo sezieren: scharf, böse, aber nie ohne Substanz. Er nimmt sich Tokios Hotel genauso vor wie den Spätwerk-Schlager von Herbert Grönemeyer, bringt Nena mit neoliberaler Wohlfühlideologie in Verbindung und entlarvt den deutschen Popkosmos als seltsam provinziell – selbst dann, wenn er nach Weltformat klingt.

Dabei ist Zechner nicht bloß Kulturpessimist. Er liebt Pop – gerade deshalb tut es weh. In den besten Passagen klingt das Buch wie eine verzweifelte Liebeserklärung an ein Genre, das sich selbst aufgegeben hat. Ein Soundtrack aus Plastikherz und Verkaufscharts.

Fazit: Völlig schwerelos ist eine brillante Abrechnung mit der deutschen Popmusik – bissig, klug und völlig unversöhnlich. Pflichtlektüre für alle, die schon mal dachten: „Warum klingt das eigentlich alles so leer?“

Völlig schwerelos ist kein nettes Popbuch für den Coffeetable – es ist ein polemisches Meisterstück, ein Frontalangriff auf die gepflegte Belanglosigkeit deutscher Popmusik. Für alle, die sich mehr von Musik erwarten als ein paar Beats und ein gutgemeintes „Ich fühl das voll“. Zechner fühlt auch – aber vor allem: Frust, Klarheit und den Wunsch nach echter Substanz.

Text: Dennis Kresse

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