
Pulp sind zurück. More – so der schlichte wie vieldeutige Titel ihres neuen Albums – ist nicht bloß ein Comeback, sondern ein Reifezeugnis britischer Popkultur. Fast drei Jahrzehnte nach ihrem ikonischen Different Class kehrt Jarvis Cocker mit seiner Band zurück und liefert ein Werk, das gleichzeitig nostalgisch, bissig und überraschend zeitgemäß klingt.
Schon der Opener „Spike Island“ lässt keinen Zweifel daran, dass Cocker nichts von seiner lyrischen Schärfe verloren hat. Cocker trifft den Nerv unserer Gegenwart mit lakonischer Präzision. Musikalisch bleibt Pulp dabei ihren Wurzeln treu: Gitarrenpop mit Discoeinschlag, dramatisch aufgeladene Streicher und dieser unnachahmliche Cocker-Vortrag zwischen Crooner und ironischer Verzweiflung.
Doch More ist kein reines Retro-Album. In Stücken wie „Tina“ oder „Slow Jam“ “ zeigt sich ein elektronischer Einschlag, der nie anbiedernd wirkt, sondern Pulp subtil ins Jetzt katapultiert. Es sind keine Hymnen für Festivals, sondern intime, sarkastische Miniaturen über Liebe, Alter, Einsamkeit – und den unstillbaren Wunsch nach „mehr“.
Natürlich wird More nicht die Popwelt umkrempeln wie einst Common People, doch vielleicht war das nie die Absicht. Pulp klingen hier nicht wie die Geister ihrer selbst, sondern wie eine Band, die genau weiß, was sie tut – und der es vollkommen egal ist, ob TikTok das auch versteht.
Fazit: More ist eleganter Alterswerk-Pop mit Zunder – melancholisch, scharfzüngig, und relevanter, als man es einer Britpop-Band von gestern je zugetraut hätte.
Text: Dennis Kresse
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