
Stereolab live im Gloria, Köln – mit Support: Manuela
Wenn musikalische Intelligenz auf hypnotischen Puls trifft, dann ist meist Stereolab nicht weit. Die britisch-französischen Grenzgänger zwischen Kraut, Pop und klanglicher Konzeptkunst machten im ausverkauften Gloria Köln deutlich: Wer einmal Avantgarde war, darf auch mit 35 Jahren Bandgeschichte noch Zukunft schreiben.
Vorband Manuela: Leise Größe
Bevor Stereolab zum Klangrausch ansetzten, eröffnete Manuela – das Soloprojekt von Manuela Gernedel – den Abend mit charmant unterkühltem Minimalpop. Ihre fragilen Kompositionen wirkten wie musikalischer Auftakt für einen Abend jenseits des Gewöhnlichen. Mit minimalistischen Arrangements und sanftem Gesang schuf sie eine intime Atmosphäre, die das Publikum auf die komplexen Klanglandschaften von Stereolab vorbereitete und die nichts mehr mit dem Brit-Pop ihres Gatten und Bandmitglieds Nick McCarthy zu tun hat, der einst bei Franz Ferdinand spielte.
Stereolab: Präzise im Rausch
Laetitia Sadier und Tim Gane, die Gründungsmitglieder der Band, wurden von Andy Ramsay, Joe Watson und Xavi Muñoz begleitet. Gemeinsam präsentierten sie Songs wie „Immortal Hands“ und „Flashes From Everywhere“, die das Publikum mit hypnotischen Rhythmen und vielschichtigen Klangtexturen begeisterten und die die Nonchalance einer Band an den Tag legten, die nichts mehr beweisen muss.
In den folgenden 90 Minuten liessen sie ihre Musik sprechen: schwebend, kantig, widerständig. „Peng!33“ aus dem Jahre 1992 traf auf neues Material wie „Aerial Troubles“, das aktuelle Album Instant Holograms On Metal Film fügte sich nahtlos in die Setlist ein. Keine Nostalgie, sondern Evolution im Loop.
Soundtrack zur inneren Revolution
Stereolab sind keine Showband . Ihre Songs sind zugleich Pop und Kommentar, Tanzfläche und Theorie. Im Gloria wurde das spürbar: Die Elemente des Krautrocks wurde zur Trance, die Harmonien zu subversiven Mantras. Und Sadier? Singt, als würde sie einem Paralleluniversum das Manifest diktieren.
Fazit: Kein Denkmal – ein Labor
Stereolab haben in Köln gezeigt, dass sie nicht als Artefakte aus den 90ern auf Tour gehen, sondern als Laboranten ihrer eigenen Möglichkeiten. Wer da war, hat keinen bloßen Gig gesehen – sondern ein Konzert, das wie ein guter Gedanke nachhallt: schräg, schön, und seltsam zeitlos.
Setlist Stereolab, Gloria, Köln (26.05.2025)
01. Aerial Troubles
02. Motoroller Scalatron
03. Transmuted Matter
04. Transmuted Matter
05. The Flower Called Nowhere
06. Melodie Is a Wound
07. If You Remember I Forgot How To Dream Pt. 1
08. If You Remember I Forgot How To Dream Pt. 1I
09. Miss Modular
10. Household Names
11. Electrified Teenybop!
12. Esemplastic Creeping Eruption
13. Cybele’s Reverie
14.The Way Will Be Opening (Zugabe)
15. Immortal Hands (Zugabe)
Text: Dennis Kresse
Credits: Harald Rötter


